Eröffnung Herrenchiemsee - Bach in ehrwürdigem Münster

Xl_9f719a6c-7594-4596-a142-4978ef7576b8 © Helmut Pitsch

Eröffnung Festspiele Herrenchiemsee Münster Fraueninsel 15.7.2025

Eröffnung Herrenchiemsee - Bach in ehrwürdigem Münster

Gemächlich schippert Edeltraud über das leicht gekräuselte Wasser des Chiemsees vorbei an Herrenchiemsee, das imposante Schloss des Bayerischen Märchenkönigs Ludwig, gerade zum UNESCO Weltkumturerbe ernannt und nähert sich der beschaulichen Fraueninsel mit seiner einmaligen mittelalterlichen Klosteranlage. Nahezu 1500 Jahre, seit 782, vom Bayernherzog Tassilo III gegründet, ist das Nonnenkloster ununterbrochen in Betrieb. Die romanische Kirche aus dem 11. Jahrhundert wird von den Festspielen Herren hiemsee alljährlich als Veranstaltungsort neben dem legendären Spiegelsaal des Schlosses auf der Nachbarinsel genutzt.

Bei den diesjährigen 23. Festspielen Herrenchiemsee findet das Eröffnungskonzert in ihr statt. Initiator der Festspiele und charismatischer Leiter über viele Jahre war der Dirigent Enoch zu Guttenberg, 2018 verstorben. Auch das Orchester der Klangverwaltung wurde von ihm für das Festival gegründet und spielt zur Eröffnung unter Paul McCreesh einen Johann Sebastian Bach gewidmeten Abend zum Thema „Zeit der Blüte“ des diesjährigen Programms. Über zwei Wochen gibt es 13 Konzerte mit einem breiten Programm von Kammermusik bis Symphonik, Barock bis zeitgenössische Musik.Gabrieli ist eine britische Formation von Sängern und Orchestermusikern, die sich der historischen Aufführungspraxis verschrieben haben und mit Mitgliedern der Klangverwaltung auftreten. Die vier Gesangssolisten entstammen dem Ensemble Gabrieli.

Die aus Italien stammende Cantate als weltliches Sologesangsstück erfuhr durch Johann Sebastian Bach seine Entwicklung zum zentralen Element der evangelischen Kirchenmusik mit  Arien, Rezitativen und Choralbearbeitungen. Zwei bedeutende Vertreter dieser Gattung aus dem umfangreichem Werk des Leipziger Thomaskantors werden am Abend zu Gehör gebracht. Zu Beginn steht die Kantate BWV 101 „Nimm von uns, Herr, du treuer Gott“. Sie gibt Ausdruck der tiefen Religiosität des Komponisten und dessen Fertigkeit die von Martin Luther verfassten Choräle in feinster Polyphonie auszukleiden. Mit Elan und unbekümmert wirkender Frische führt McCreesh gleich von Beginn das Orchester und verleiht der Einleitung wahres Gewicht einer Opernouvertüre vergleichbar. Vor dem Orchester plazieren sich die zwölf Sänger den Chor bildend. Bemerkenswert ist die Wortdeutlichkeit der britischen Sänger, nur manchmal ist die fehlende Finesse von Vokalen, stimmlosen „s“ oder des betonten „t“ erkennbar. Umso mehr wird nuanciert gesungen, werden Emotionen wie Freude oder Angst, Verehrung und Vertrauen in den Ausdruck gelegt. Harmonisch passen die Stimmen gut zusammen, bilden gemeinsam ein Einheit mit Strahlkraft.

Anne Dennis besitzt einen vielseitigen Sopran, hell und trocken mit klaren gut intonierten Höhen und sauberen Koloraturen, bestens geeignet für sakrale Werke. Sie versteht die Stimme wandelbar zu führen, kann die Töne schwingen aber auch mit Brust monumental werden lassen. Natürlich und mühelos klingt der Countertenor Hugh Cutting. Beeindruckend ist die Klarheit und Sicherheit der Töne, die hell strahlen und auch bis in die Tiefe deutlich bleiben. Nick Pritchard lässt eine gepflegte Führung im konzentrierten Einsatz seines Tenores erkennen. Auch er zeigt einen gelösten angenehm lockeren Zugang zu dem sakralen Werk, lässt den Text in seinen Gefühle in Musik erkli gen und verleiht der Darbietung Farbe. Ashley Riches bringt mit seinem Bassbariton Würde und hoheitliche Ernsthaftigkeit ins Ensemble und komplettiert die Stimmenvielfalt gut. Im Orchester werden die Gesangsolisten immer wieder mit Geigensolo oder Oboensolo eindrucksvoll und stimmig begleitet. Diese Wechselspiele gefallen in ihrer solistischen Prägung und Ausschmückung besonders.

Mit der Motette BWV 227 Jesu meine Freude zeigt der Chor mit Orgelbegleitung seine besondere Klasse im barocken Kirchengesang. Zum Abschluss gibt es ein Wiederhören des wohl bekanntesten Chorals Bach Jesus bleibet meine Freude aus der Kantate BWV 147 „Herz und Mund und Tat und Leben". Die Eröffnung ist mit großer Gesangskunst in dem bedeutenden Komponisten ehrwürdigen Ambiente stilecht gelungen. Das zahlreich erschienene Publikum dankt mit herzlichen Applaus bevor es wieder mit dem Boot genüsslich nach Hsuse geht.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading