Ermattet erklimmt Wotan die Burg - Rheingold in München

Xl_9c2a4419 © Winfried Hösl

Ermattet erklimmt Wotan die Burg

Richard Wagner Rheingold Bayerische Staatsoper 30.6.2021

So wurde Rheingold zu den Festspielen am Ende ein wahrer Krimi. Lag es am sehr getragenem Tempo von Erik Nielsen, der den Sängern so  einiges abverlangte, gleichwohl er sehr transparent und in der Lautstärke vorsichtig umging. John Lundgren als Wotan wirkte von Beginn an zurückhaltend und zeigte wenig göttliche Strahlkraft als Gottvater. Seine letzten Einsätze waren spürbar von der Anstrengung gezeichnet und seine ansonsten kräftige Stimme hauchte nur mehr die Worte. Daniela Sindram als seine Ehefrau Fricka sprang zur Seite und hielt den Speer mit ihm hoch. Die Zuschauer lebten und fühlten gespannt mit. Es war wieder der Moment, in dem die Anforderungen der mörderischen Wagnerpartien für die Sänger spürbar wurde und Bühne und Zuschauerraum zusammenwuchsen. Aber es ging alles gut aus und das Publikum konnte eine gelungene eindrucksvolle Aufführung feiern.

Andreas Kriegenburg hat den aktuellen Ring gestaltet. Er verfolgt darin ein Konzept der Bühnengestaltung durch menschliche Körper mit Hilfe einer Schar Statisten, die sich am Boden wälzen und recken, um den Fluss des Rheins zu verbildlichen oder sie reihen sich wie die Mauer einer Burg mit Zinnen auf. Die Götterburg Walhall grüßt. So ist immer viel los oder eigentlich nichts, denn die Personenführung ist weniger ausgeklügelt. Wenige Videoprojektionen und Lichteffekte ergänzen das Bühnenbild. Für alle Protagonisten anspruchsvoll ist die gewagte Schräge in Nibelheim, die wahrliche Artistik abverlangt.

Valery Gergiev hat kurzfristig das Dirigat der beiden Aufführungen abgesagt. Erik Nielsen, der zurzeit bei den Tiroler Festspielen die Neueinstudierung von Rheingold in der Regie von Brigitte Fassbaender probt (Premiere ist am 10.Juli) übernahm. Er führt klar den Taktstock, zeigt allen ihre Einsätze, ermuntert mit hochragender Hand die Sänger, aber es wird nicht wirklich spannend, es rauscht der Rhein, aber er strudelt oder wühlt nicht im Kampf mit Alberich. Auch der Kampf der Götter mit den Riesen, die von der Regie wahrhaft riesenhaft und imposant gestaltet sind, zündet nicht.

Sängerisch überzeugt eine durchgehend neue Besetzung. Benjamin Bruns ist ein lyrischer, schön singender Loge, der weniger verkniffen als amüsiert wirkt. Johannes Martin Kränzle ist ein seriöser mächtiger Alberich ohne dämonisch zu sein. Wolfgang Ablinger-Sperrhacke überzeugt wieder als verdruckster selbstbewusster Mime. Christof Fischesser als Fasolt und Ain Anger als Fafner faszinieren in ihrer puppenhaft monumentalen Darstellung mit ihren mächtigen vollen Stimmen.

Milan Sinjalov als Donner und Matthew Newlin als Froh sind sichere Besetzungen, ihr Spiel bleibt farblos. Die Freia von Mirjam Mesak fällt in Spiel und Gesang auf. Judit Kurtasi als Erda nutzt die Rollengestaltung mit den tierisch kriechenden Menschen als Begleiter für eine überzeugende Darbietung. Die Rheintöchter Eliza Boom, Samantha Hankey und Nadine Weissmann stimmen zu Beginn wohl ein und sind erfreulich textverständluch, was nicht immer so ist.

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