Eine unterhaltsame Fuchsjagd im eleganten Nationaltheater von Prag

Xl_janacek © Narodni divadlo

Leos Janacek Das schlaue Füchslein Narodni Divadlo Prag 4.12.2021

Eine unterhaltsame Fuchsjagd im eleganten Nationaltheater von Prag

„Narod sober“ – Jedem seine Nation und damit seine Kultur thront über der Bühne im prachtvoll gestalteten Nationaltheater in Prag. Als krönender Erfolg der nationalistischen Bewegung in Böhmen gegen die deutschsprachige Vorherrschaft der Habsburger wurde die Eröffnung dieses Hauses 1881 gefeiert. Ein Theater durch Spenden der Bevölkerung für die Tschechen – wie Böhmen in der Landessprache heißt- , Aufführungen in der Muttersprache und die Werke tschechischer Meister. Die nationale Identität ist gefestigt.

Im vorweihnachtlichen Programm des Theaters steht Leos Janecek Märchenoper Das schlaue Füchslein auf dem Programm. Ein sozial- und gesellschaftskritischer Stoff wurde vom Komponisten originell und weich in musikalische Watte verpackt. So ist die Fabel vom jungen Füchslein, das mit Schlauheit und Mut den mächtigen Förster überlistet auch kindertauglich. Die zahlreichen jungen Besucher sind von der liebevollen naturalistischen Inszenierung des Regisseur Ondrej Havelka begeistert.

Phantasievoll sind die Tierkostüme von Katerina Stefkova entworfen. Da gackern Hennen mit langen Hälsen, die Libelle im gestreiften Paillettenkleid, Eichhörnchen mit buschigen Schwänzen. Hasen, Hund und viele andere laufen, hüpfen und springen durch den mit hohen astlosen Stämmen angedeuteten Wald. Ohne Umbauaufwand fährt aus dem Boden der Bauernhof oder die Wirtstube hoch. Dynamisch ist der Ablauf von der Regie geführt. Auf der schrägen Ebene der Bühne drehen sich so manche Felder und aus dem Boden kommen Dachsbau oder Fuchshöhle hervor. Die hintere Bühnewand wird stimmungsvoll angestrahlt und spiegelt unterschiedliche Tageszeiten wieder.

Der tschechische Komponist zeichnet geschickt menschliche Charaktereigenschaften und verwandelt die handelnden Menschen parabelartig in Tiere. Im Dachs steckt der Pfarrer, im Dackel der Förster, im Hahn der Schulmeister und die junge von allen angebetene Ternyka in der jungen Füchsin selbst. Lyrisch breit harmonisch, geradezu gefällig ist die Musik dieser späten Oper Janaceks, welche  1824 uraufgeführt wurde.

Zbynek Müller haltet die Musik am Pult bewußt leicht im Schwung und zeigt wenig Härt oder eruptive expressionistische Ausbrüche, die wir aus anderen Werken des Künstlers kennen. Leicht kann sich der Zuhörer so auch der Betrachtung des Geschehens widmen. Die Sänger treten mit viel Freude und Spielfreude in Erscheinung. Jana Sibera ist die schlaue Füchsin, die mit dem Förster ihr Unwesen treibt. Spielerisch leicht führt sie ihren Sopran und zeigt unterschiedlich Nuancen. Aus dem wilden jungen streitbaren Füchslein wird sei eine schüchterne liebende erwachsene Füchsin, wenn sie auf Katerina Jalovcova alsjungen mutigen Fuchs trifft, der ihr unbekümmert Avancen macht und sie auch gleich heiraten will.  Ihr frischer Mezzo passt farblich gut und im Duett entsteht romantische Stimmung. Svatopluk Sem ist ein stimmlich präsenter Förster, der über in den drei Bildern der Oper dem Füchslein nachstellt und eine gewisse Liebe und Achtung für das Tier entwickelt. Jaroslav Brezina ist der Schulmeister und Frantisek Zahradnicek der Pfarrer, die dem Förster als Saufkumpanen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Doch das Spiel endet traurig und der Wilderer erlegt die Füchsin, gar nicht zur Begeisterung des Försters. Und der anwesenden Kinder im Zuschauerraum, die ihre Mißachtung ehrlich und offen kundtun. Oper lebt – zum Glück auch in den Köpfen und der Phantasie der Kinder.

Viel Beifall.

Dr. Helmut Pitsch

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