Ein Abend zwischen verschiedenen Cross Over Formaten mit Witz und großem künstlerischen Können

Xl_img_2435__002_ © Helmut Pitsch

30 Jahre Franui Tiroler Festspiele Erl 30.12.2023

Ein Abend zwischen verschiedenen Cross Over Formaten mit Witz und großem künstlerischen Können 

Der Name Franui kommt aus dem rätoromanischen und ist die Bezeichnung einer Almwiese bei Innervillgraten in Osttirol, der Ort, wo die meisten Künstler der gleichnamigen Musikergruppe beheimatet sind. Sie nennen sich Musicbanda Franui und schafften es in den 30 Jahren ihres Bestehen zu einem festen Bestandteil zahreicher renommierter Festspiele zu werden. Sie bewegen sich in ihrer Darbietung in einem breiten musikalischen Feld und verbinden zahlreiche Stilrichtungen zwischen Klassik, Jazz, Zigeunermusik, Klezmer, alpenländische  Volksmusik und Wiener Lied. Von allem etwas lässt sich beim Zuhören erahnen, ihre Spiel reicht von Interpretation, Improvisation, Arrangements bis zur Komposition. Zumeist stützen sie sich auf Wohlbekanntes beliebter klassischer Komponisten wie Schubert, Brahms oder Mahler. Ihre Orchestrierung umfasst Blechblasinstrumente, eine Geige, Hackbrett, Zither, Arkordeon als auch die menschliche Stimme. So kann der Vielfalt auch eine weitere Nuance im Klang zur Steigerung der Beliebtheit gegeben werden. 

Zum Abschluss ihres Jubiläumsjahres geben die Musiker im Festspielhaus in Erl eine Auswahl ihrer Lieblingsstücke und ihrer Vielseitigkeit mit einer pointierten Moderation ihres künstlerischen Leiters Andreas Schett. In den Anfängen zumeist als Blasmusik für Begräbnisse als auch zur Begleitung von Gottesdiensten eingesetzt, entwickelten sie sich zu einem ausgereiften Klangkörper, dessen Geschäftstüchtigkeit im mehrmaligem Aufruf zum Kauf von eigenproduzierten CDs als auch Spenden zum Ausdruck kommt.  

Zu Beginn steht die von ihnen titulierte Kompassmesse, eine Bearbeitung der deutschen Messe von Franz Schubert, D 872. Hier spannt sich der Bogen von festlicher, getragener sakraler Interpretation zu schwungvollen farbenprächtigen Ausdehnungen. Mit „In die Meere“ wird ein Werk von Johannes Brahms mit Gesangseinlage ausdrucksstark ins melancholische gleitend belebt. 

Tänzerisch rhytmisiert werden Fragmente aus dem Liederzyklus Des Knaben Wunderhorn von Gustav Mahler als „Wunderhorntanz“ und „Ich ging mit Lust“ respektvoll vorgetragen. Zu Mahler verbindet die Musicbanda eine besondere Nähe aufgrund dessen Sommerfrische in Toblach, in unmittelbarer Nähe zu ihrer Heimat. 

Im Anschluss kehren die zehn Musiker zu den Trauermärschen, einer ihrer Spezialitäten seit Bestehen, zurück. Hier punkten sie mit kräftiger Blasmusik, die mit den alpenländischen Klängen von Hackbrett und Zither eine besondere Note erlangen. Auch hier werden bekannte Motive in unterschiedlichen Tempi und Lautmalungen effektvoll zusammengestellt. Die Spielfreude und die hohe Musikalität der Musiker schafft es das Publikum begeistert mitzureißen. Sie präsentieren ihr sehr eigenständiges Format zwischen Klassik, Big band und Volksmusik,  das geist- und abwechslungsreich in vielen Schattierungen aufgespielt wird. Es gelingt Ihnen so, sehr breite Publikumsschichten anzusprechen und in renommierte Konzertsäle zu locken. Dies ist ein wichtiger Beitrag auch zur aktuellen Publikumsdiskussion aller Institutionen der klassischer Musik. 

Dem begeisterten Publikum werden noch mehrere Zugaben geschenkt. Ein erfolgreiches Geburtstagsjahr findet einen würdigen Abschluss mit viel Zuspruch im ausverkauften Haus. 

Dr. Helmut Pitsch

 

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