Ehrung des großen Architekten Palladio durch die Musik

Xl_bce39419-32f1-42a3-ae3d-d4eeb4a398a1 © Helmut Pitsch

Omaggio a Palladio Festival - Vicenza

Ehrung des großen Architekten Palladio durch die Musik 

Omaggio a Palladio ist  ein sinnträchtiger Titel für ein sinnliches Festival. Seit 24 Jahren leitet nunmehr Sir Andras Schiff dieses Festival in der oberitalienischen Stadt Vicenza. Gemeinsam mit dem von ihm gegründeten und geführten Orchester Capella Andrea Barca gestaltet er mit Gästen ein exklusives feierlich angelegtes in sich schlüssiges Programm für vier Konzertabende. Die Kunstwerke des berühmten Renaissance Architekten und Bürger Vicenzas Andrea Palladio, sein schlichter klarer Architekturstil stehen Pate und umhüllen die Konzertabende in besonderer Athmosphäre. Johann Sebastian Bach, der geniale Architekt mit Tönen und Meister der Chromatik wirkt wie die natürliche Füllung in der baulichen Hülle des Teatro Olimpico, dem letzten und Meisterwerk des italienischen Architekten. Mit seinem humorvollen Cappriccio sopra la lontananza del fratello dilettissimo eröffnet Sir Andras Schiff sein Solokonzert und gleichzeitig den ersten Abend des Festivals. Mitteilsam verfasst er in wenigen Worten kurze aber konkrete und interessante Einführungsworte zu jedem Stück. Von großem Mitgefühl geprägt widmet er das Konzert seinem vor kurzem verstorbenen Freund und Landsmann Radu Lupu. Er war ein großer Pianist, der mit seinen vielschichtigen tiefgründigen Interpretationen einen festen Platz in der Klassikwelt eingenommen hat.

Schiffs BachinterpretatIonen sind ebenso wegweisend und Messlatte für jüngere Pianisten. Magisch sein Anschlag, seine weiche, geschmeidige Art, Läufe aufzubauen und Melodien zu führen und dabei jeden Ton hörbar zu machen und seine eigene Farbe zu geben. Unbekümmert und unprätentiös bleibt er am Klavier in seinem Spiel ruhig und konzentriert. Mit Johannes Brahms und seinen Drei Intermezzi op 117 , 1892 entstanden, setzt er den Abend fort. Die drei Stücke sind als leichte vorbeiziehende, aber raffinierte Stücke gedacht, die hohe Ansprüche an den Pianisten stellen, diese auch leicht und locker erklingen zu lassen. Robert Schumanns Davidsbündlertänze op 6 sind in Zeiten der heimlichen Liebe zwischen ihm und Clara Wieck entstanden und zeigen sein Begehren wie die Unsicherheiten, verpackt in leichte Rhythmen, die Sir Andras Schiff mit Eleganz und vornehmer Zurückhaltung zum Klingen bringt. Felix Mendelssohn Bartholdy ist ein Komponist für dessen Wiederentdeckung und Wertschätzung der Pianist in den letzten Jahren mit großem Bemühen arbeitet. Seine Variations serieuses d- moll op 54 sind Ausdruck seiner kompositorischen Fähigkeiten und melodischen Vielfalt. Einfallsreich gestaltet und vielfarbig verarbeitet sind diese 18 Variationen. Zum Abschluss serviert Schiff noch seine Spezialität, die technisch anspruchsvollen Suiten von Johann Sebastian Bach, auch Partita genannt. Die sechs Suiten sind in ihrem Aufbau ähnlich, in der musikalischen Gestaltung basieren sie auf Tänzen, die sich in Satzbezeichnungen wie Chaconne oder Sarabande wiederfinden. Die Partita Nr 4 in D Dur BWV 828 ist in der Tonart der Pracht und des Herrscherlobs geschrieben. Elegant herrschaftlich aber wieder ruhig ohne pompöse Verzierung präsentiert Sir Andras Schiff eine schlichte, klare transparente Interpretation, die mit großem Beifall aufgenommen wird.

Der zweite Komzertabend ist in der aus der Romanik stammenden Basilica dei SS Felice e Fortunato Felix Mendelssohn Bartholdy gewidmet. Sein Lobgesang ist eine Sinfoniekantate, die immer wieder auch als seine 2. Symphonie aufgeführt wird. Das viersätzige Werk ähnelt im Aufbau der neunten Symphonie Beethovens und endet mit einem groß angelegzen Chorsatz. Die Uraufführung unter der Leitung des Komponisten mit 500 Chorsängern war nur ein mässiger Erfolg und das Werk wird bis heute selten aufgeführt. Das 400. Jubiläum der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg war 1840 der Anlass für die Komposition und Aufführung des Werkes.

Die breit angelegt Chorpartie wurde vom Coro Schola San Rocco unter Federführung von Francesco Erle bestens vorbereitet. Auch in Aussprache und Wortverständlichkeit wurde ganze Arbeit geleistet. Der Chorleiter sang auch in der Aufführung tatklräftig in den Reihen der Choristen mir.

Sylvia Schwartz übernahm den Solo Sopranpart in weicher liedhafter Intonation und klarer Helligkeit in den Spitzentönen. Ema Nikolovska blieb in ihrem Mezzo dunkel und  überzeugte nicht im Ausdruck als auch der Verständlichkeit ihrer Partie. Werner Güra liess seinen Tenor einfühlsam und lyrisch strahlen und zeigt seine Erfahrung als Sänger sakraler Werke. Die Capella Andrea Barca folgte achtsam und mit viel Engagement dem Dirigat von Sir Andras Schiff.Die für seine Entstehungszeit bereits sehr dem romantischen Einfluß ausgesetzte Symphonie bei. Mit Akribie führt der Intendant der Festspiele sein von ihm gegrühdetes Orchester, muntert zum temporeichen Vorandrängen. Der Klang entwickelt sich ausgeglichen und füllt den Kirchenraum. Mitunter zeigen sich Differenzen im Zusammenspiel und in der Ausführung. NIcht immer sind Lautstärken auf einander abgestimmt. Insgesamt kommt die Wirkung und melodische symphonische Kraft dieses ausserordentlichen Werkes gut in Erscheinung.

Dr. Helmut Pitsch

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