Die Philharmonie Armeniens feiert gebührend den Jubilar Beethoven

Xl_afe0ac51-c026-4cd1-8cda-03d0ab0163c0 © Helmut Pitsch

Armenian National Philharmonic Orchestra Aram Chachaturian Hall Yerewan

Armenien liegt am Fuß des Kaukasus am südöstlichsten Rand Europas. Es ist das älteste christliche Land und es verbindet dieses Land neben der Religion auch die intensive Pflege der klassischen Musik und abendländischen Kultur mit Europa. Das Land hat große Komponisten wie Aram Chachaturian und viele international anerkannte Künstler hervorgebracht. Das kulturelle Erbe und die Kunst sind Teil der nationalen Identität. Schnell fühlt sich ein Mitteleuropäer in Yerewan zu Hause und kann einem intensiven Kulturleben nachgehen. Die Hauptstadt besitzt neben der prächtigen Oper mehrere Konzertsäle und ein großes Konservatorium.

Der 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven wird vom Armenien National Philharmonic Orchestra intensiv gewürdigt. Als Abschluss eines Konzertzykluses mit allen Symphonien steht dessen neunte und letzte Symphonie mit dem berühmten Chor "An die Freude" auf dem Programm im großen Konzertsaal nach dem Komponisten Aram Chachaturian benannt. Er befindet sich im Rückgebäude der Oper und fasst 1200 Besucher. Zu Beginn erklingt das 5. Klavierkonzert in Es Dur, gerne auch Emperor genannt. Diese Titulierung bezeugt keine Widmung sondern ist der Herrschaftlichkeit und majestätischen Größe des Werkes geschuldet. Diese Eigenschaften erarbeiten das Orchester unter der Führung von Eduard Topchjan und der Pianist Barry Douglas. Der Solist besetzt präsent seine Position, trägt seinen Part souverän vor, fügt sich aber gleichzeitig dem prägenden Orchesterspiel harmonisch ein. Es ist das Zusammenspiel das überzeugt und keine gegensätzlichen Interpretationen oder Hervorhebungen. Heroische Momente wechseln sich mit lyrischen ausgefeilt musizierten Passagen ab.  

Nach der Pause steht das wohl bedeutendste und bekannteste Werk des Jubilar auf dem Programm. Seine neunte Symphonie mit dem vierten Satz „Der Ode an die Freude“, nach einem Gedicht von Friedrich Schiller. Der große Komponist durchbricht hier die klassische Kompositionslehre und wird zum Wegbereiter für die große Symphonik der Romantik. Der Dirigent Eduard Topchjan versteht es das Orchester in Spannung zu versetzen und diese zu halten. Gut sind die Tempi gewählt. Flott aber nicht gehetzt kommt das Orchester ins Spiel, mühelos fliessen die Themen durch die Instrumentengruppen, lebendig das Spiel, bunt die Klangfarben. Der Dialog der Instrumente untereinander und mit dem bestens von Hovhannes Tchekidjian einstudierten Chor der nationalen armenischen Akademie wirkt wie ein reger Wortwechsel in dem sich alle verstehen und respektieren.

Hervorragend sind die Solisten, zumeist junge armenischen Sänger und Sängerinnen. Nur der Bass wird mit dem jungen Österreicher Matthias Hoffmann besetzt, der gleich beherzt mit voller warmer Stimme einsetzt. Wortdeutlich gibt er die Verse dem Chor vor, der seine Rufe weiterspinnt. Ganz dem Text folgend entwickelt sich ein freudiger herzhafter Reigen. Juliana Grigoryan als Sopran und Sofia Tumanyan als Mezzo wirken sicher und wissen sich gegenüber Orchester und Chor durchzusetzen. Der Tenor Tiguan Hakobyan rundet die Leistung der Solisten ab.

Der Jubilar wird jubelnd und gebührend mit dieser außerordentlichen Interpretation gefeiert . Seine Werke begeistern immer wieder und alle Beteiligten werden vom Publikum im vollen Aram Chachaturian Konzertsaal kräftig beklatscht.

Die Gesamtaufnahme der Beethoven Symphonien mit dem Armenian National Philharmonic Orchestra ist auch auf DVD erhältlich. 

Dr. Helmut Pitsch

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