Die Oper Rom ehrt bewegend eine Schauspiellegende mit Schumanns Rarität Manfred

Xl_manfred_direzione_michele_mariotti__glauco_mauri_voce_recitante_ph_pablo_esparza-opera_di_roma_2023_14 © Pablo Esparza

Robert Schumann Manfred Opera di Roma 20.April 2023

Die Oper Rom ehrt bewegend eine Schauspiellegende mit Schumanns Rarität Manfred

Lord Byron bewegte mit seinen Werken Generationen und sein Leben schrieb Geschichte. Der exaltierte Engländer aus gut bürgerlichem Haus erbte seinen Adelstitel und ein Vermögen, das ihn durch Europa treiben liess und seinen Idealen aber auch zahlreichen Liebschaften nachzugehen erlaubte. Er litt zeitlebens unter seinem Klumpffuss, der ihn in seiner Beweglichkeit einschränkte und schmerzte. Er kämpfte im griechischen Unabhängigkeitskrieg und übernahm auch die Führung der unabhängigen griechischen Armee. 1824 starb er in Griechenland an Unterkühlung nach einem Bad im Meer. 1817 entstand eines seiner größten literarischen Werke, das dramatische Gedicht Manfred in drei Akten. Die Geschichte vom Helden Manfred enthält auch autobiografische Züge und ist ein prägendes Werk der Romantik. Wir erleben Manfreds Begegnung mit Zauberwelten, der Schweizer Bergwelt, Feen und Engeln, seine Erinnerungen an seine Geliebte. Am Ende begleiten wir ihn in den Tod.

Viele Romantiker verarbeiteten das Werk, so auch Robert Schumann in seiner selten gespielten Schauspielmusik Manfred op 115 für Solisten, Chor und Orchester. Zumeist ist nur die gefühlsgeladene mystische Ouvertüre bekannt. Die Oper Rom bringt nun eine konzertante Aufführung als Zusammenarbeit mit der renommierten Theaterschule Accademia Nazionale Silvio d’Amico. Geprägt ist die Aufführung vom Auftritt der 93jährigen italienischen Schauspiellegende Glauco Mauri in der Titelrolle. Am Stock fürsorglich gestützt vom Dirigent Michele Mariotti kommt er gebrechlich auf die Bühne. Kaum im barocken Fauteuil aufrecht im Sitz glänzen die Augen und ohne Brille beginnt er aus dem Textbuch vorzutragen. Seine Worte, der Klang seiner Stimme nimmt Fahrt auf. Ausdruck und Mimik verjüngern sich zunehmend und sein Vortrag wird lebendig, wechselt die Stimmungsbilder und zeichnet die Handlung geschickt routiniert. Es ist sein Abend und sein Auftritt wird warmherzig begrüßt und seine herausragende Leistung sehr emotional und ehrfürchtig gefeiert. Nicht minder professionell und eindrucksvoll ist die Darstellung der drei männlichen Schülern der Schauspielschule, während ihre weiblichen Kolleginnen nicht wirklich in ihre Rollen als Zauberin, der Geliebten Astarta oder La Parca schlüpfen.

Das Stück ist geprägt vom Sprechtheater, das in italienischer Übersetzung gesprochen wird. Der Auftritt des Chores del Teatro dell'Opera di Roma  ist im deutschen Text gehalten und wirkt nicht wirklich profund von Ciro Visco als Chorleiter einstudiert. Neben geringer Verständlichkeit kommen manche Einsätze nicht einheitlich und in der Intonation unrund. Die Solisten überzeugen hier besser, insbesondere der Bass Roberto Lorenzo. Die Sopranistin Miriam Suleiman als Tenor Eduardo Niave sind Mitglieder der Fabrica, dem Young Artist Programm der Oper Rom und präsentieren ihre jungen Stimmen mit Potential. Die Altistin Jasmin White ist Mitglieder des Opernstudios der Volksoper Wien und kann ebenfalls eine sichere routinierte Leistung liefern.

Michele Mariotti als Initiator des Projektes verbindet und bindet alle Mitwirkenden mit ruhiger Hand ein. Mitunter zu ruhig, die Ouvertüre kann mehr Tempo und Dramatik vertragen. Schon romantisch melancholisch gelingt die Begleitung der Sprecher, den Sängern liefert er harmonische Stütze.

Viel Begeisterung und Rührung im sehr gut besuchten Opernhaus.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Kommentare

Loading