Die Geschichte vom Soldaten neu erzählt in München

Xl_9fddd543-ec5c-449c-9a2e-8b6d3416967d © Winfried Hösl

Weiter wird fleißig von den Opern- und Konzerthäusern gestreamt. Dabei werden unterschiedliche Konzepte verfolgt. Die Bayerische Stastsoper spricht sein Publikum regelmäßig Montags mit Konzerten, zumeist in kleiner Besetzung oder Kammermusik, sowie ausgefallenen oder neu geschaffenen Formaten an. Diese Woche ist es eine choreografierte Darbietung von Igor Strawinskys "Geschichte vom Soldaten". Das Werk wurde für eine Schweizer Wanderbühne für einen Vorleser, zwei Schauspieler, einer Tänzerin und sieben Musiker geschrieben. Somit passt das Werk zu den Einschränkungen der Corona Maßnahmen. Der Text stammt aus russischen Erzählungen und wird vom Vorleser rhythmisch deklamiert.

Der arme Soldat Josef tauscht seine alte Geige mit dem Teufel gegen ein Buch, das ihm Reichtümer verspricht. Er wird zum reichen Mann, verliert aber sein Gück und seine Zufriedenheit. Im Kartenspiel gewinnt er die Geige vom betrunkenen Teufel zurück. Mit seinem Spiel heilt er die Prinzessin und die beiden heiraten. Als er in seine Heimat zurück kehren will, kommt es zum erneuten Treffen mit dem Teufel, das Ende der moralischen Geschichte bleibt offen.

Vladimir Jurowski, der neue Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper führt das kleine Ensemble aus Blasinstrumenten, Schlagzeug und der Violine, dem Objekt der teuflischen Begierde mit viel Gefühl, sehr klaren ansprechenden Gesten und Takt. Rhythmik prägt das Werk und fein abgestimmte Färbungen im Klang der Instrumente prägen die Tonsprache. Diese übernimmt Norbert Graf in seine Choreografie des Abends. Statt der beiden Schauspieler gibt es zwei Tänzer die mit der Tänzerin durch Bewegung den Handlungsablauf wortlos ausdrücken. Gegen den prägnaten Rhythmus bleiben die Bewegungen geschmeidig fließend, weich und verschlungen. Nicholas Losada, Ariel Merkuri und Carolina Bastos, alles Mitglieder des Bayerischen Stastsballetts, wirken überzeugend einfühlsam und elegant in ihrer Interpretation. Christian Kass schafft dazu eine Lichtregie, die auch den leeren Zuscherraum mit Installationen einbezieht. Mitreißend gestaltet Dagmar Manzel den Vorleser und schafft es spielerisch die verteilten Rollen in der Sprache und Tonfall klar abzugrenzen. Lebendig charmant führt sie den Zuhörer durch die Handlung und verbindet sich ganz natürlich in die Partitur ein. Mühelos findet sie den geschlagen Takt im gesprochenen Wort.

Lautlos wieder der Applaus zu Hause am Bildschirm.

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading