Didone abbandonata - eine gelungene Entdeckungsreise der Festwochen für Alte Musik

Xl_img_1307 © Festwochen/Larl

Giuseppe Saverio Mercadante (1795 -1870) war ein Zeitgenosse und guter Bekannter Gioachino Rossini, der dessen Talent auch sehr schätzte und förderte. Musikalisch sind die beiden sich sehr nah und im Kompositionsstil ähnlich. Mercadante schafft in Didone Abbadonata ein rhythmisches Feuerwerk, das in Einfalt stecken bleibt. Eingängige Melodien gibt es weniger. Dafür höchst anspruchsvolle Rezitative und Arien, die nur so von Läufen, Koloraturen und Sprüngen triefen. Eine sportliche Höchstleistung wird von den Sängern gefordert und zur Freude des Publikums erbracht. Viktorija Miskunaite als Dido und Katrin Wundsam als Aeneas meistern vorbildlich die Anforderungen mit ihren sehr markanten kraftvollen Stimmen. Der dramatische Sopran der Litauerin mit dunkler Färbung verleiht Dido herrschaftliches aber hebt sich wenig vom Mezzosopran Katrin Wundsams ab, die in der Hosenrolle überzeugt. Imponierend die Kraft in diesen Stimmen bis in die Spitzentöne ohne gepresst zu wirken oder Ermüdung zu zeigen. Carlo Allemano singt die Rolle des maurischen Fürsten, dessen Werben Dido nicht erhöht und somit ihre Herrschaft und Hauptstadt Karthago dem Schicksal der Zerstörung überlässt. Jürgen Flimm nähert sich dem flachen Libretto Pietro Metastasios mit der richtigen Mischung aus Humor und Warmherzigkeit und schafft eine witzig unterhaltsame, schwungvolle Gestaltung. Leicht clownesk lässt er den bestens präparierten Männerchor als Soldaten ungeschickt marschieren und mit den Waffen fuchteln. Das Furchteinflössende des maurischen Belagerers Jarba zeichnet er weich, mitunter tölpelhaft. Am Ende verfällt er sympathisch dem Wahnsinn und tänzelt durch das brennende Karthago bevor er von Dido erstochen wird und so mit in den Tod geht. Multifunktional ist Magdalena Guts Bühnenbild auf der Drehbühne und zeigt Karthago als halbfertige Baustelle mit Hafen und Didos Palast. Metallgestänge wachsen aus den halbfertigen Betonsäulen. Mit viel Freifläche unterstützt sie die raumgreifende Personenregie Jürgen Flimms. Ein Kühlschrank verschafft den Bauarbeitern und Soldaten kühlende Labung. Am Pult dreht Alessandro de Marchi mit scharfen Tempi und hoch gedrehter Lautstärke auf und kratzt mit seiner Academia Montes Regalis mit ihren Originalklang an dessen Grenzen. Eine gelungene Entdeckung auf Festspielniveau für das Publikum das begeistert applaudiert.

Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading