Der Ring des Nibelungen als Kinderoper in Bayreuth

Xl_kio_130718_152_nawrath_presse © Enrico Nawrath

Knappe zwei Stunden, zwölf Protagonisten und ein dreissig Mann Orchester braucht es in dieser Fassung, die sagenumworbene Geschichte um die deutsche Götter- und Unterwelt rund um Wotan und Alberich und des fluchbelasteten magischen Rings zu erzählen. Das Original - Meisterwerk Richard Wagners braucht dazu vier lange Opernabende, eine Vielzahl an Künstlern und ein grossbesetztes Orchester. "Und trotzdem ist alles drinnen", wie ein begeisterter jugendlicher Besucher am Ende anmerkt. Die Geschichte eignet sich natürlich, um rund zweihundert Kinder zwei Stunden zu begeistern und zur aktiven Mitwirkung zu bewegen. Da gibt es Nixen, Riesen, böse Zwerge, Götter und tölpelhafte menschliche Helden. Sprechende Vögel, in Höhlen hausende Drachen und ein bisserl Romantik und Liebe ist auch dabei. Das Projekt ist ein grosses Anliegen der Festspielleitung und wird mit viel Engagement seit Jahren im Rahmen des Festspielprogrammes professionell betreut. Die Theaterakademie August Everding in München und das Saarländische Staatstheater Saarbrücken sind Partner der diesjährigen Produktion, die zehnmal aufgeführt wird. Es geht darum die Musik und das Werk Richard Wagners dem jungen Publikum früh näher zu bringen, eine Verständnis und wenn möglich eine Begeisterung für die Theaterwelt der Oper zu wecken und so auch nachhaltig Publikumschichten zu sichern. Ein geschlossener Würfel steht im Zentrum der Probebühne, rechts davon nimmt das Orchester Platz. Die stark gekürzte Fassung beginnt mit den ersten Takten des Vorspiels zum Rheingold, Alberich poltert von innen an der Tür im Würfel und schlüpft heraus. Langsam öffnet er die Hülle des Würfels und zieht viel blauen Stoff heraus, den er den gespannten jungen Gästen in der ersten Reihe in die Hand drückt und ihnen rhythmische Wellenbewegungen vormacht. Langsam kommt der Rhein durch tatkräftiges Schütteln in Fluss und die Rheintöchter erzählen ihre Geschichte und spielen mit dem Rheingold, das flux Alberich stiehlt. So geht es gestenreich flott weiter in der Handlung gleich zu den Göttern. Immer wieder wird mit ein paar gesprochenen Worten kurz die fortschreitende Handlung erzählt oder einzelne Charakter der Geschichte vorgestellt. Dazu mischen sich Originalzitate und Ausschnitte aus der Musik Richard Wagners. Es ist aktionsreich, passiert ja auch genug in dieser verzwickten Geschichte. Mit viel Engagement und spürbarer Spielfreude wirken die jungen Sänger mit und zeigen auch ihre stimmlichen Potentiale. Das junge Publikum ist in den Bann gezogen, verharrt still auf den Plätzen und verfolgt mit grossen Augen gespannt dem Geschehen. Am Ende wird begeistert geklatscht und gestampft, so wie bei den Erwachsenen im Festspielhaus nebenan. Eine sichtlich gelungene Umsetzung und aufgezogen gehen jünge Götter oder Walküren lautstark ihre Kommentare austauschend nach Hause. Die ganz Begeisterten treffen noch die Künstler am Bühnenausgang. Helmut Pitsch

| Drucken

Kommentare

Loading