Das Tiroler Symphonieorchester mit farbenreichem und musikalisch ausgefeiltem Programm

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Tiroler Symphonieorchester Congresshaus Innsbruck 19.1.2024

Das Tiroler Symphonieorchester mit farbenreichem und musikalisch ausgefeiltem Programm

Böhmen liegt am Meer tituliert sich das 3. Symphoniekonzert des Tiroler Symphonieorchesters und dafür wurden waschechte Tschechen, junge führende Musiker aus dem Nachbarland eingeladen. Tomas Netopil ist ein international anerkannter und gefeierter Dirigent. Er war Musikdirektor des Prager Nationaltheaters sowie der Prager Symphoniker, zuletzt Generalmusikdirektor am Aaltotheater in Essen. In zahlreichen Opernhäusern ist er ein gern gehörter Gastdirigent. Josef Spacek ist ein außerordentlich talentierter Violinist, der am Beginn einer internationalen Solokarriere steht.

Er ist der Solist in Bohuslav Martinus Rhapsody Concert für Viola und Orchester H 337. Es entstand während seines Exils in den Vereinigten Staaten als Auftragswerk des Cleveland Symphony Orchesters kurz vor seiner Rückkehr nach Europa. Er hatte sich dort einen Namen als Komponist symphonischer Werke gemacht, ist aber in seiner Modernität harmonisch geblieben. Das Werk stellt das Soloinstrument in den Vordergrund, lässt es die meisten Themen vorstellen und expressiv entwickeln. Das Orchester spinnt die Fäden weiter und verschmilzt mit dem satten weichen Klang der Viola, die ihren Klangkörper präsentiert. Es herrscht eine verträumte Melancholie, weite Melodiebögen erinnern an Filmmusik, dann wieder wird rhythmisch geprägt im flotten Tempo schnittig musiziert. Klassische Kadenzen geben dem Solisten die Möglichkeit seine technische Fertigkeiten unter Beweis zu stellen und mit eleganten Strich Gefühlimpressionen zu verbreiten. Für en herzlichen Beifall bedankt er sich mit einem schmissigen virtuosen Werk von Alexey Gudesman.

Zu Beginn verbreitet Tomas Netopil viel böhmischen Flair mit der Tschechischen Suite op 39 von Antonin Dvorak. Immer wieder werden Teile des beliebten fünfsätzigen Werkes einzeln und als Zugaben gegeben. Sie sind unterschiedlicher Prägung aber der böhmische Kolorit aus der Volksmusik ist dominant. Volkstänze werden symphonisch ausgekleidet, die Folklore ist auch im Eingangssatz und Menuett allgegenwärtig. Der Dirigent weiss mit grossen Gesten die Musiker anzuheizen und für seine Musik zu begeistern. Klar setzt er seine gewünschten Akzente, Tempi, Spannungspausen durch. Er nimmt das Publikum im nahezu ausverkauften Saal gekonnt mit auf seine Reise.

Mit Wolfgang Amadeus Mozart folgt nach der Pause ein Ausflug in die Wiener Klassik. In kurzer Zeit komponierte das Salzburger Genie seine 38. Symphonie in C Dur für seinen adeligen Gönner Graf Thun in Linz. Mit einem Adagio beginnt sie unvermutet ruhig und bleibt auch in den Folgesätzen Andante und Menuetto getragen feierlich. Im Finale kann der Zuhörer die Themen der einzelnen Sätze wiedererkennen, die sich innereinander verweben. Netopil dirigiert Mozart rigide und streng. Plastisch geht er mit Solistimmen wie den Bläsern um. Lockere Verspieltheit findet nicht statt, es wird klar transparent musiziert. Im Schlussatz baut er mehr Volumen auf und gibt den Musikern Raum.

Viel Beifall und Anerkennung vom Publikum

Dr. Helmut Pitsch

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