
Richard Strauss Der Rosenkavalier Wiener Staatsoper 14.6.2025
Charmant wienerisch mit internationalem Ensemble - Rosenkavalier in Wien
Unglaubliche 402 Aufführungen hat die Inszenierung von Publikumsliebling Otto Schenk von Richard Strauss Der Rosenkavalier an der Wiener Staatsoper bereits erlebt. Am 9. Januar diesen Jahres ist das Multitalent gestorben, am 12. Juni hätte er seinen 95. Geburtstag gefeiert. Dies war der Grund, eine Wiederaufnahme dieser, besonders wegen der prachtvollen realistischen Bühnenbilder von Rudolf Heinrich beliebten Umsetzung in den Spielplan aufzunehmen. In üppiger Rokokoausstattung erlebt der Betrachter das Boudoir der Feldmarchallin, das Stadtpalais des Edlen zu Faninal und im Gegensatz dazu die biedere Gastwirtschaft im Prater. Dazu kleidete Erni Kniepert die Handelnden in elegant stimmige barocke Kleider. Dann ist auch noch einiges der lebendigen gut ausgetüftelten Personregie des Schauspielers Schenk spürbar, zumeist in den amüsant umgesetzten Massenszenen oder in der Darstellung des Dieners Mohammed durch ein verspieltes Kind im orientalischen Look mit großem Kugelturban.
Ein Prädikat dieser Regiearbeit ist sicherlich auch die Repertoiretauglichkeit. Schnell ind stimmig finden sich die jeweiligen Sängerensembles in diesem Ambiente stimmig zusammen und erfreuen in einem munteren anspornenden Spiel. In dieser Aufführungsserie zieht Günther Groissböck mit seinem sehr kantig deftigen Spiel und seiner Dialektsicherheit in der Rolle des Baron von Ochs auf Lerchenau viel Aufmerksamkeit auf sich. Dazu setzt er seine kräftige bestens geführte Bassstimme als weiteres Darstellungsmittel gekonnt ein. Geschmeidig erklingen die Melodien, dazu kann er auch aufbrausend laut dröhnen. Hier wird auch nachvollziehbar, dass das Schöpferduo Richard Strauss und Hugo von Hoffmansthal das Werk nach dieser Rolle betiteln wollten.
Der nunmehrige Titel beschreibt die zentrale Szene der Brautwerbung durch den heissblütigen jungen beliebten Adeligen Octavian. Emily D‘Angelo besitzt einen dunklen fein samtig timbrierten Mezzo, der bestens zur Hosenrolle passt. Dazu ist die großgewachsene schlanke Kanadierin eine gute Schauspielerin und auch mit dem Wiener Dialekt charmant im Gebrauch. Wunderbar gelingen die gefühlvoll abgestimmten Liebesduette sowohl mit der älteren Feldmarschallin als auch der pubertären jungfräulichen Sophie. Richard Szrauss hat diese drei Frauenstimmen meisterhaft in den Rollen und Emotionen auskomponiert und fordert gesanglich höchst anspruchsvoll heraus. Krassimira Stoyanova kleidet die Rolle der Feldmarschallin, die trotz jugendlichen Dreißigern mit der Zeit und der Liebe zum Teenager Octavian hadert, immer die Contenance wahrend und mit herrschaftlicher Anmut aus. Mit Sabine Devieilhe steht eine erfrischend junge und attraktive Sopranistin, die sowohl zerbrechlich als auch resolut wirken kann. Silbern fein und leicht perlend ist ihr Gesang mit strahlenden Höhen. Ihren Vater Herr von Faninal verleiht Adrian Eröd die nötige Unbeholfenheit in seinem Konflikt zwischen väterlicher Liebe und bürgerlichem Ehrgeiz gesellschaftlich aufzusteigen. Stimmlich ist das Ensemblemitglied eine sichere bestens disponierte Besetzung.
Am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper lässt Adam Fischer kräftig aufspielen, mit schwungvollen Gesten treibt er fleißig an, um dramatische Monente auszukosten und das große Orchester in Tempo und Aufmerksamkeit zu halten. Routiniert bezieht er die Sänger ein, lässt Freiraum zur gesanglichen Gestaltung und begleitet solistisch zürückhaltend farblich gut abgestimmt. Der Chor mischt gut mit, ist auch munter im Spiel dabei, gesanglich gewohnt homogen und harmonisch in den Stimmen von Martin Schebesta einstudiert.
Große Begeisterung im ausverkauften Haus.
Dr. Helmut Pitsch
16. Juni 2025 | Drucken
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