Breslau Don Juan - Erotik in musikalischer Harmonie als getanzte Bewegung

Xl_85788bc9-d445-4ddc-91ca-0f5c9f6b2326 © Helmut Pitsch

Don Juan Oper Breslau 11.2.2023

Erotik in musikalischer Harmonie als getanzte Bewegung

Meisterhaft erzählt der italienische Choreograf Giorgio Madia die Legende von Frauenhelden Don Juan, der südeuropäischen Version der nordeuropäischen Faustsage. Und dieser entnimmt er die Rolle des Mephisto und lässt sie in seiner Choreografie zentral das Schicksal spinnen.

2014 hatte seine gefühlvolle und sensitive Arbeit über den wohl bekanntesten spanischen Frauenhelden Weltpremiere in Berlin. Immer wieder begeistert diese intelligente witzige wie ernste, inspirierende wie erotisierende Choreografie mit ihrer Vielfalt und gelungenen szenischen Umsetzung. Schon zu Beginn entführt Madia gleich in seine faszinierende Welt mit einer Projektion von Don Juans Flucht durch das Fenster auf die Hauswand Donna Annas auf einen herabhängenden Spiegel, Die Tänzer hantieren dabei am Boden.

Mephisto erscheint in schwarz oder weiß zumeist mit einer elegant gekleideten Violinistin, die sein Handeln musikalisch begleitet. Episch detailgetreu werden die Verführungen von Donna Anna, Donna Elvira, Donna Isabella und Elisa in lustvollen wie akrobatischen Pas de deux geformt. Dabei besticht die Musikalität des Italieners, der seine Bewegungsabläufe mit der Musik von Christoph Willibald Gluck geradezu genial verschmelzen läßt. Er entführt den Zuschauer in eine Traumwelt, die er mit Lichteffekten, karnevalsgleichen phantasievollen wie körperbetonten Kostümen und einem ästetischen Bühnenbild ausschmückt.

Massimo Colonna Romano ist ein verführerischer Don Juan, Andrzej Malinowski sein mystischer teuflischer Gegenspieler Diabel. Beide erfüllen das Rollenbild mit darstellerischer Aussagekraft und tänzerischer Perfektion. Madia bildet menschliche Gefühle, Konflikte, Gedanken und Pressionen in verschlungene, expressive artistische Bewegung die zwischen den Tänzern und Tänzerinnen ineinanderfliessen, ganz natürlich ohne Ecken oder Kanten. Klassischer Spitzenzanz verbindet sich mit modernem Tanztheater bis zu Anleihen im Breakdance und der Akrobatik.

Piotr Mazurek führt das Orchester der Oper Breslau mit Schwung und transparentem Klang, akzentuierten Rhythmen und Eleganz. Er bildet einen samtenen Boden für den Corps de Ballett der Oper Breslau.

Ein großer Abend mit Spannung und Astethik, Unterhaltung und Kunstgenuss. Stehende Ovationen vom ausverkauften Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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