Brahms in strenger Führung verspielt romantisch beim BRSO in München

Xl_54dba980-a49c-452f-92d4-03bd00aa933d © Astrid Ackermann

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Herkulessaal 11.1.2024

Brahms in strenger Führung verspielt romantisch beim BRSO in München

Johannes Brahms, der Hamburger in Wien, dominiert zur Zeit die Münchner Konzerttsäle. Während die Münchner Philharmoniker mit Zubin Metha in der Isarphilharmonie einen Brahmszyklus samt angeschlossener Europatournee präsentieren, spielt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Herkulessaal zwei Konzerte mit den 4 Symphonien des Romantikers. Als Dirigent war der Schwede Herbert Blomstedt vorgesehen, krankheitsbedingt musste ein Ersatz verpflichtet werden. Thomas Hengelbrock übernimmt den ersten Abend mit den ersten beiden Symphonien.

Johannes Brahms begann mit der Komposition seiner Symphonien erst spät, nachdem er bereits mit Chorwerken und Klaviermusik sich einen Namen geschaffen hatte. Mit seiner ersten Symphonie c moll op 68 schuf er ein kraftstrotzendes reifes symphonisches Werk, das seinerzeit in der Musikgeschichte in der heftigen Diskussion zwischen Neudeutschen und Erneuerern stand. Der Grundtenor ist von einer Melancholie getragen. Thomas Hengelbrock hält diese in seinem Dirigat mit akuratem nicht zu raschen Tempo zurück. Er führt das Orchester voran, hebt die einzelnen Soli gut hervor. Diese glingen durchwegs klar und fein ausgespielt. Auch im Volumen bleibt er präsent, vollmundig aber nicht überdreht. Sein Schwung verwandelt sich zu Spannung und Aufmerksamkeit im Saal. Viel Applaus bereits vor der Pause.

Sie wird oft als Brahms Pastorale bezeichnet. Seine zweite Symphonie D Dur op 73 vermittelt in der lyrischen Ausgestaltung und der leichten Melodieführung den Eindruck anschmiegsamer Naturstimmungen und froher Ausgelassenheit. Zum Teil komponierte er während seines glücklichen Sommeraufenthaltes am Wörthersee. Trotzdem war sie für ihn ein trauriges Stück. Mit Geschick überlagert er seine Themen, moduliert und überlagert sie, um immer wieder ein neues Hörerlebnis zu schaffen. Wieder führt Thomas Hengelbrock das Orchester mit strengem Taktschlag, möchte transparent bleiben und im steten Fluss die romantischen Bilder aufbauen. Es schleichen sich mitunter kleine Einsatz Unregelmäßigkeiten ein, die wie kleine Wolken die Stimmung trüben. Im Scherzo wird bei rasantem Tempo Druck auf die Musiker aufgebaut und nimmt Frische. Im Finalsatz blüht in perfekter Harmonie wieder Eintracht und gefühlvolles Musizieren auf.

Große Begeisterung und viel Beifall.

Dr. Helmut Pitsch

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