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Nachtzauber Tiroler Symphonieorchester Innsbruck 23.10.2025
Blick durch 100 Jahre Romantik in Innsbruck
Das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck eröffnet die diesjährige Konzertsaison mit einem vielschichtigen Programm von Raritäten unter der Stabführung von Gerrit Prießnitz, der neue Generalmusikdirektor des Tiroler Landestheater, dessen Opernorchester sich auch aus Mitgliedern des Tiroler Symphonieorchesters bildet.
Zu Beginn steht ein Werk des zeitgenössischen deutschen Komponisten Manfred Trojahn, der besonders für seine Opern bekannt ist. Das symphonische Werk Herbstmusik ist eine Aufrtragsarbeit für die Staatsoper Hannover aus 2010 und erlebt hier seine Österreichische Erstaufführung. Der „Sinfonische Satz“ steckt in der romantischen Tradition, bleibt harmonisch mit polyphonen Anklängen. Prießnitz wählt eine ruhige Interpretation mit gemäßigtem Tempo, breit fließen die Melodien und verbreiten wohlige Wärme. Üppig ist die Streicherbesetzung die dies untrrmauert.
In seiner Oper Intermezzo verarbeitet Richard Strauss Erfahrungen seines Ehelebens. Das Libretto verfasste er selbst, nachdem ihm sein bevorzugter Partner Hugo von Hoffmansthal absagte. Das Werk entstand nach einem längeren Schaffensprozeß. Die vier Zwischenspiele aus der Oper Intermezzo op 72 TrV 246 haben den Weg in die Konzertsäle gefunden. Ganz in Strauss spätromantischen expressiven Kompositionsstil beschreiben die vier Stücke bildhaft unterschiedliche Situationen der Handlung. Schwungvoll entsteht eine muntere Stimmung im ersten, Reisefieber und Walzerszene genannt. Episch breit mit ausladend verzierten Melodien wird dann am Kamin geträumt bevor „am Kartentisch“ nahezu im Staccato die Karten gelegt und der aufgeregte kurz angebundene Dialog der Spieler durchklingt. Versöhnlich ist das Finale mit zackigem Schlussakkord. Das Orchester zeigt hier Spielfreude und gut abgestimmte Einsätze, durchscheinende Klänge und wird vom Dirigenten aufmunternd mit Pathos geführt.
Max Reger ist ein Spätromantiker mit enger Bindung an die klassischen Kompositionsregeln. Als gefeierter Organist steht er der Klangwelt eines Johann Sebastian Bach und auch Wolfgang Amadeus Mozart nahe. Aus seinen Aufzeichnungen wissen wir, dass seine romantische Suite nach Gedichten von Joseph von Eichendorff op 125 auf seinen nächtlichen Zugfahrten von Meiningen nach Leipzig entstanden sind, Nachtzauber, wie der Titel des Konzertabends, ist das erste in Töne gefässte Gedicht. Zart, nahezu impressionistisch klingt die Naturstimmung, die sich durch alle Instrumentengruppen entwickelt und harmonisch verbreitet. Im folgenden Scherzo Vivace ist das Spiel der Elfen vorstellbar und hörbar. Transparent im Klang bildet sich eine Farbpalette aus dem Orchester. Muntere Naturstimmungen dringen durch, luftig im Tempo von Dirigenten gehalten. Mächtig baut sich das Finale zur Vorlage des Gedichts der Adler auf. Getragen ehrfurchtsvoll nicht zu schwer hält Prießnitz das Spiel des Orchesters. Gemächlich baut sich Fülle im Klang und eine dramatische Steigerung auf, die sich in einem wuchtigen Abschlag am Ende effektvoll entladet.
Gelungen ist die Zusammensetzung des Programms, die nahezu 100 Jahre Musikgeschichte inhaltlich stimmig darbietet und vom Publikum im gut besuchten Saal mit viel Beifall aufgenommen wird.
Dr. Helmut Pitsch
25. Oktober 2025 | Drucken
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