Betörende Klänge in einer klugen Regie machen die selten gespielte Oper Lakme zum Ereignis in Innsbruck

Xl_lakme-6101 © Birgit Gufler

Leo Delibes Lakmè Tiroler Landestheater 11.1.23

Betörende Klänge in einer stringenten klugen Regie machen die selten gespielte Oper Lakme zum Ereignis in Innsbruck

Das Tiroler Landestheater entführt sehr zum Entzücken seines Publikums mit einer Neuinszenierung der selten gespielten OperLakmé von Leo Delibes in die französische Romantik. Dieses 1883 uraufgeführte Werk ist zu Unrecht selten auf den Spielplänen der deutschsprachigen Opernhäusern zu finden. Umso erfreulicher ist die Initiative, dieses Werk in einer gelungenen poetischen Regie von Hinrich Horstkotte und mit großartiger sängerischer Besetzung auf die Bühne zu bringen.

Das indische Märchen von der Priestertochter Lakmé die sich in den englischen Soldaten Gerald verliebt und für dessen Rettung den Freitod sucht, erinnert an Norma von Vincenzo Bellini und steht für romantische französische Belcanto Kunst. Dabei wurde das Werk und der Komponist als Antwort Frankreichs auf den aufstrebenden Wagnerismus gesehen. Leo Delibes wurde 1836 in eine Musikerfamilie geboren, erhielt früh Musikunterricht und war Zeit seines Lebens eine angesehene Persönlichkeit des Musiklebens in Paris. Er arbeitete als Chordirektor an den führenden Pariser Opern und unterrichtete am Pariser Konservatorium.  1891 stirbt er kurz vor seinem 55. Geburtstag. Unsterblich ist sein Ruhm durch die Ballettmusik Coppelia und diese seine einzige Oper Lakme geworden.

Horstkotte und sein Bühnenbildner Nicolas Bovey führen den Betrachter nach Indien. Florian Weisleitner verstärkt mit seiner Lichtregie und Lichtspielen in eine märchenhafte Kulisse. Hinrich Horstkotte schuf auch die passenden und sehr dem Lokalkolorit versprühenden Kostüme. Lakme wird zu Beginn wie eine Göttin vom Himmel herabgelassen, sie ist wie ihre Dienerin Malika in einen grün fluoreszierenden Bodysuit und goldgelben Sari gesteckt. Für die zentrale Glöckchen Arie wird ein Guckkasten gebastelt, in dem eine siebenarmige Göttin phantasievoll tanzend erlebt wird. Sehr realistisch ist das Bühnenbild für die in der Grotte versteckte Pagode, die Straßenszenen sowie das Versteck im Wald entworfen. Die Personenregie folgt harmonisch dem Text und der Handlung und rundet so den sehr positiven Gesamteindruck ab.

Die Musik steht für feine emotionale französische Gesangs- und Klangwelt, die Stefan Politzka am Pult des Orchesters zu erwecken versteht. Das Motiv des zentralen Duetts von Lakme ist mannigfaltig in der Film- und Unterhaltungswelt zu Bekanntheit gekommen. Judith Spießer erfüllt in der schwierigen Titelpartie mit ihrer höhensicheren und locker führenden Sopranstimme alle Erfordernisse. Matthias Hoffmann singt ihren Vater Nilakantha mit Inbrunst, aber der dunklen Stimme fehlt die Fülle. Jon Jurgens begeistert mit einem sicheren Tenor, der selbst in den Höhen vollmundig seine Legatobögen ziehen kann und auch spielerisch sehr gekonnt agiert. Irina Maltsevs Diener Malika fügt sich sehr schön und harmonisch in der berühmten Duettszene mit Lakme ein und kann mit ihrer Klangfarbe die lyrische Szene farblich ergänzen.

Auch alle Nebenrollen sind exzellent besetzt und einstudiert. Der Abend ist ein Feuerwerk an Melodien und vom bestens vorbereiteten Orchester geschaffener feinster romantischer Klangwelt. Wie schön, daß dieses Werk wieder einmal zu erleben ist und sollte für jeden Opernliebhaber Grund für eine Reise nach Innsbruck sein.

 

Dr. Helmut Pitsch

 

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