
Charles Gounod Romeo et Juliette Wiener Staatsoper 13.5.2025
Benjamin Bernheim als strahlender verliebter Romeo – Romantische Spitzenklasse
Es ist wohl die bekannteste und berührendste Liebesgeschichte der Literatur. Der Klassiker von William Shakespeare, über das junge Liebespaar „Romeo und Julia“ im mittelalterlichen Verona, dessen Familien durch einen tiefen Hass verfeindet sind, begeistert als Theaterstück, Film, Ballett und immer wieder als Oper. Der französische Komponist Charles Gounod vertonte die tragische Romanze 1867 als romantische Nummernoper mit zahlreichen Arien und berührenden Duetten und ist so ein Paradestück für Sänger und Sängerinnen.
An der Wiener Staatsoper fand gerade eine Wiederaufnahmeserie der bereits 24 Jahre alten, aber noch immer unverändert begeisternden Inszenierung, von Jürgen Flimm mit Starbesetzung der Titelhelden statt. Der vor kurzem verstorbene deutsche Regisseur konzentriert sich auf, im wahrsten Sinne des Wortes „Ausleuchten“ der Geschichte der kurzen Beziehung der beiden Jugendlichen. Gemeinsam mit der Lichtarchitektur von Patrick Woodroffe schafft er stimmungsvolle ausgeleuchtete Räume, die sich durch Verschieben der Lichtsäulen verengen oder öffnen. Die Kostüme von Birgit Hutter sind phantasievoll, im Maskenball historisierend bunt sonst modern jugendlich casual.
So ist die gesamte Aufmerksamkeit des Publikums auf die eingeladenen internationalen Sänger, allen voran Bemjamin Bernheim und Aida Garifullina gerichtet. Der französische Tenor mit Schweizer Wurzeln zeigt sich als wahre Idealbesetzung für den verträumten Adeligen und seiner uneingeschränkten kompromisslosen Verliebtheit von der ersten Begegnung mit Julia an. Wundervoll singt er seine Partie farbenreich, mit viel Schmelz zelebriert er die Melodien und die beeindruckend sicheren und vollmundigen Spitzentöne. Ohne Druck verleiht er seiner Interpretation eine mitreißende Strahlkraft und wirkt im Spiel authentisch. Eine wahre Sternstunde für Opernfans.
Ihm zur Seite bemüht sich Aida Garifullina, die im Spiel überzeugend ein selbstbewußtes pubertierendes Mädchen darstellt, gesanglich meistert sie die Partie sicher, läßt aber nuancierte Romantik vermissen. Immer wieder wirken ihre Kolloraturen schwer ohne Lockerheit mit Kraft in den Spitzentönen. Harmonisch bindet sie sich in die Duette mit Bernheim ein, die beiden scheinen sich sichtlich zu verstehen und bestens zu ergänzen. In der Hochzeitsszene ist ihre jugendliche Ungeduld und Aufregung ansteckend. Peter Kellner erfreut hier als stimmstarker und gefühlvoll agierender Frere Laurent. Der Mercutio von Stefan Astakhov ist forciert und sein Französisch schwerfällig. Stephanie Houtzeel punktet als lebendige Gertrude. Hiroshi Amako bleibt als Tybalt farblos.
Am Pult schafft Marc Leroy-Calatayud eine breite stimmungsvolle romantische Klangwelt. Zu Beginn noch trocken militärisch eröffnet er den Maskenball um dann mit dem Orchester zu einer gefühlvollen packenden Deutung zu kommen. Auch der von Christoph Lang bestens vorbereitete Chor mischt sich präzise und spielerisch rund in das Geschehen ein.
Langer begeisterter Beifall und viele Bravi als Dank vom Publikum im ausverkauften Haus.
Dr. Helmut Pitsch
Copyright Michael Pöhn
15. Mai 2025 | Drucken
Kommentare