Bejun Mehta erobert als Cäsar die barocke Leidenschaft in Innsbruck

Xl_39d75b65-1622-47c0-bfb4-6d85006bfac9 © Marco Borgraeve

Bejun Mehta hat sich in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf als kultivierter Countertenor ersungen. Seine Baritonkarriere hat er aufgegeben und seine Countertenorstimme gewissenhaft bei grossen Lehrern ausgebildet. Auch als Dirigent tritt er vermehrt in Erscheinung. Bei den Festwochen Alte Musik In Innsbruck gestaltet er mit dem ausgezeichneten Barockorchester La Folia unter der Leitung von Robin Peter Müller einen auf die Arien des Julius Cäsar aus der gleichnamigen Oper von Georg Friedrich Händel angelegten Arienabend.

Mit viel Gespür wurden passende Orchesterwerke zur Umrahmung oder besser zur Überleitung ausgewählt. Technisch brilliant ertönt die barocke Musik auf historischen Instrumenten. Vollmundig blasen Jagdfanfaren zum Aufbruch in der Suite La Chasse von Georg Friedrich Telemann, stampfend, rhythmisch animierend ertönt das Concerto für Streicher und Basso continuo von Antonio Vivaldi, nahezu tänzerisch schwungvoll die Schlacht aus der Battalia Suite von Heinrich Ignaz Franz Biber. Als Solist zeichnet sich Robin Peter Müller im Adagio des Concerto für Violine "per Pisendel" von Antonio Vivaldi aus.

Dazwischen verführt Bejun Metha das Publikum mit seiner Ausnahmestimme. Abwechslungsreich sind die verschiedenen Arien des Cäsar. Siegreich erhaben grossmütig färbt er eingangs die Arie "Presti omai l'egezia terra", kriegerisch aufbegehrend die Arie "Empio, diro tu sei". So fächert er über den Abend unterschiedliche Gefühle und damit Klangfarben sowie Ausdrucksstil. Vokale Spannbreite ohne Brüche setzte er sich in seiner Stimmbildung zum Ziel und er ist dem Ziel sehr nahe gekommen. Nur manchmal versagt in der obersten Höhe die klare helle Intonation. Dafür zeigt er scharfe Konturen in den Koloraturen und weiche sichere Läufe und Tonsprünge. Sehr konzentriert setzt er auf die Gestaltung der einzelnen Arien und achtet auf die solistische Begleitung im Orchester. So bestätigt er sein Ausnahmetalent und seinen hohen künstlerischen Anspruch. An der Mailänder Scala wird er im Herbst die Rolle des Giulio Cesare auf der Bühne singen, das Innsbrucker Publikum bekam einen eindrucksvollen Vorgeschmack und bedankte sich mit stehenden Ovationen.

Dr. Helmut Pitsch

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