Bayerische Staatsoper "O Paradis" Arienabend Jonas Kaufmann

Xl_o-paradis-jonas-kaufmann © Wilfried Hösl

Ein Münchner im Paradies Der gebürtige Münchner Jonas Kaufmann hat in den letzten Jahren viele Opernhäuser erobert und eine grosse Fangemeinde gewonnen. Besonders aber pflegt er seine treuen Münchner Anhänger und tritt regelmässig in seiner Heimatstadt auf. Zur Vorweihnachtszeit gibt es diesmal einen besonderen Arienabend mit dem Opernorchester des Hauses unter Bertrand de Billy, der dem französischem Repertoire des Weltstars gewidmet ist. An die berühmte Arie aus Giacomo Meyerbeers Oper L'Africaine angelehnt, wurde er O Paradis tituliert und sollte auch Omen sein. Stimmungsvoll wird mit der Overtüre Mignon des weitgehend unbekannten Ambroise Thomas begonnen, gefolgt von der Arie Elle ne croyait pas, die Jonas Kaufmann noch verhalten ansetzt. Nach dem das Orchester mit einer gefühlvollen Barcarole von Jaques Offenbach das Publikum weiter eingestimmt hat, erklingt O Paradis, eine anspruchsvolle Arie, die weit über das Werk hinaus bekannt und oft als Paradestück gesungen wird. Umso mehr werden die Masstäbe gesetzt und verglichen. Zart setzt er die Spitzentöne an, intoniert mit leichtem Schliff an der Präzision, umrahmt mit seinem warmen Timbre die Romantik der Melodie und verpackt die bekannte Arie noch mit seiner charmanten Aura im gestylten Frack. Sympathisch setzt er all diese, seine Stärken ein und bedeckt so die immer wieder auftretenden Schwächen in der Höhe. Überzeugend und betörend seine Blumenarie aus Bizets Carmen. Hier öffnet er breit seine Stimme und füllt wie erwartet mit seinem unverkennbaren Ausdruck das ausverkaufte Haus. Ebenso gelungen der Treueschwur aus Don Carlos, gemeinsam mit Ludovic Tezier als Marquis Posa. Die beiden treten häufig miteinander auf und ergänzen sich prächtig in den emotionalen Nuancen und dramatischen Herausforderungen dieses markanten Ausschnitts der beliebten Oper. Nach der Pause rührt Jonas Kaufmann mit einer sehr bedächtigen, geradezu sinnlichen Interpretation der Arie Merci, doux crepuscule aus Fausts Verdammnis von Hector Berlioz. Im feinsten Pianissimo gehalten fordert er das Orchester ihm gleichsam im Klang sphärisch zu begleiten und haucht die Töne ausgekostet dem Publikum zu, ein häufig von ihm eingesetztes Stilmittel. Mit O Souverain greift er nochmals ein Paradestück der Tenöre an und setzt diese Arie aus El Cid von Jules Massenet dramatisch mit jugendlicher Ehrfurcht spannungsvoll an. Seine ausgezeichneten Französischkenntnisse und seine klare Aussprache verstärken die Wirkung. Mit der jungen Albanerin Ermonela Jaho erleben die Zuhörer das gefühlsbetonte Duett Toi! Vous! aus der Oper Manon. Mit Hingebung erorbert Manon die Liebe Des Grieux zurück, auch wenn ihre Stimme scharf und trocken, ab und an gepresst wirkt, setzt sie viel Gestik bis zum Kniefall ein. Viel Applaus gebührt auch dem bayerischen Staatsorchester und dem Dirigenten Bertrand de Billy. Die zahlreichen Orchesterstücke wurden mit der gesunden Mischung aus Präzision und Zugang zur gefühlsbetonten französischen Romantik sowie solistischer Perfektion vorgeführt. Mit der Zugabe der Arie des Werther reisst Jonas Kaufmann schliesslich das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Ein Weihnachtslied, gesungen von den drei Solisten auf Deutsch und Französisch beschliesst diesen besonderen Abend aus Höhepunkten französischer Opern besinnlich und froh.

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading