Bavaria trifft Fledermaus - Glitzer, Witz und viel Sause zum Jahreswechsel in München

Xl_ff0be487-a5b8-4a23-ab0a-96dc01021a8d © Winfried Hösl

Johann Strauß Die Fledermaus Bayerische Staatsoper 8.1.2023

Bavaria trifft Fledermaus - Glitzer, Witz und viel Sause zum Jahreswechsel in München

Die komische Operette Die Fledermaus gehört zu den beliebtesten Werken des Walzerkönigs Johann Strauß. Seit der Uraufführung 1874 findet sich das Werk gerade zum Jahreswechsel auf zahlreichen Opernspielplänen. Eine amüsante leichte Handlung, schwungvolle zündende Melodien und die Möglichkeit der aktuellen Färbung der gesprochenen Texte mit Publikumslieblingen ermöglichen eine dauerhafte Auf- und Erfrischung des Werkes, welches die Popularität der Operette untermauert.

So erfreut auch immer noch die 1997 von Leander Haußmann geschaffene Inszenierung in einer Überarbeitung von Andreas Weirich an der Bayerischen Staatsoper. In der aktuellen Wiederaufnahme liegt das besondere Publikumsinteresse bei der Besetzung des Gefängniswärters Frosch durch die allseits als Bavaria bekannte Kaberettistin Luise Kinseher. In dieser Rolle geht sie alljährlich mit Politik und Gesellschaft im Zeitgeschehen in deftigem "boarischen" Dialekt vor Gericht. Auch als Fröschin findet sie harsche Worte in Schokoladepapier genussvoll verpackt. Auch ihr musikalisches Talent bringt sie überzeugend ein und gibt eine Arie der Königin der Nacht zum besten. Ihr Auftritt entlockt herzliche Lachsalven und lockert die Stimmung für einen gelungenen Jahreswechsel.

Musikalisch liegt der Erfolg des Abends in den Händen von Tomas Hanus. Der Tscheche weiß mit der Musik der KuKMonarchie umzugehen. Wiener Walzer Takte reißen förmlich mit, ungarische Czardas verführt und entführt in die Pußta. Das Orchester ist in wahrer Feierlaune, auch angesichts seiner eigenen Jubiläumsfeiern zum sagenhaften 500. Geburtstag. Frisch und leicht getaktet finden die Streicher die tänzerischen rhythmischen Verzierungen, mit Eleganz formen sie die Melodien, die zu den Arien und Grsangseinlagen führen.

Leider findet sich weniger Lokalkolorit bei den weiblichen Stimmen. Die Schwedin Christina Nilsson ist ganz und gar keine feine hochmütige Rosalinde, die vermeintlich feine Dame, die mit Charme ihren Mann betrügt und mit Maske diesen kokett noch verführt. Die Töne trifft sie sicher und die Verständlichkeit bleibt bruchstückhaft ohne jede dialektische Färbung und Kokette. Ähnlich die Adele von Deanna Breiwick, die hübsch in ihrem Ballkleid, Kostüme von Doris Haußmann, anzusehen ist. Die Koloratur ist scharf in der Spitze.

Johannes Martin Kränzle ist ein witziger Gabriel von Eisenstein, der auch im Spiel die Rolle ausfüllt. Authentisch spielt auch Jochen Schmeckenbecher Frank, den Gefängnisdirektor. Gut ins Rollenbild fügt sich Elena Maximova als Prinz Orlovsky ein. Sie bringt die Exotik sowie die blasierte Unterhaltungssucht zum Leben.

Mit hohem Unterhaltungswet zeichnet sich Galeano Salas als Alfred der Sänger und verflossener Liebhaber aus. Er zeigt sein komisches Talent mit perfekter Gesangskunst kombiniert. Auch die vielen Nebenrollen und der Chor leisten ganze Arbeit und der Abend haltet von Beginn Witz und Schwung und bietet beste Unterhaltung.

Hin und mitgerissen folgt das Publikum.

Dr. Helmut Pitsch

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