Barocke Schäferspiele in Innsbruck

Xl_1be7e0e1-50a3-45e6-b89c-cacb5f58043f © Birgit Gufler

Festwochen der Alten Musik Innsbruck Georg Philipp Telemann Pastorelle en musique

Frühlingsgefühle und Schäferspielchen integriert der Barockkomponist Georg Philipp Telemann mit Geschick und Lässigkeit in seiner Serenata in einem Aufzug. Pastorelle en musique. Zwischen 1713-1716 schuf er dieses Werk in einer wichtigen Schaffensperiode begleitet von Unruhe und privaten Veränderungen. Er trennte sich von seiner deutlich jüngeren Frau, mit der er immerhin in 12 Jahren 9 Kinder hatte. Die Umstände der Trennung sind nicht geklärt, aber sollen seine Stimmung für die Komposition beeinflusst haben. Es war ein Auftragswerk für eine bürgerliche Hochzeit in Frankfurt. Die Handlung ist kurz umrissen, zwei Schäfer bemühen sich um die Gunst ihrer Angebeteten und werden erhört. Die dichterische Vorlage stammt von Moliere. Schäfer galten in der Zeit als Synonym für Verliebte und Liebeleien.

Die im Rahmen der Festwochen Alte Musik in Innsbruck gezeigte Aufführung hatte im Juni 2021 Premiere zur Wiedereröffnung des Theaters im neuen Schloß Sanssouci in Potsdam. Regie der Koproduktion führt Nils Niemann, der die Umsetzung stilecht in den Barock verlegt. In feinen Kostümen, Perücken und üppiger Schminke umrahmt von einem gemalten Landschaftsbild - Johannes Ritter Ausstattung - versetzt den Betrachter in die Vergangenheit zurück, soweit der moderne Rahmen im neuerbauten Haus für Musik dies zulässt.

Die musikalische Leitung führt Dorothea Oberlinger. Sie ist Intendantin der Musikfestspiele Potsdam und Initiator dieser Wiederentdeckung. Ihre Karriere startet sie als virtuose Blockflötistin. 2002 gründete sie das Ensemble 1700, mit dem sie sich der Interpretation europäischer Kammermusik widmet und das auch hier als Instrumentalemsemble mitwirkt. Die Begeisterung für und das Verstehen bzw Beherrschen der barocken Musik und Original Musikinstrumente der Musiker und Musikerinnen ist hör- und spürbar. Tänzerisch, akzentreich natürlich ist das Musizieren. Die Dirigentin greift da auch zur Blockflöte, um Vogelstimme realistisch nachzuahmen.

Lydia Teuscher feiert als Mozartinzerpreten Erfolge auf vielen Bühnen und lässt ihren feinen, leicht fließenden Sppran hier in der Rolle der Caliste rrklingen. Sie wird von Damon begehrt, den der Bariton Florian Götz mit kräftiger nuancierter und wohl dosierter Stimme darstellt. Marie Lys zeigt sich als Iris schnell ihrem Liebhaber Amyntas zugewandt und in etwas dunklerer Färbung hebt sich ihre Stimme gut von ihrer Mitspielerin ab. Alois Mühlbacher ist mit seinem feminin weich gefärbten Countertenor sehr präsent und zeigt in seinen Arien die Flexibilität und Farbigkeit seiner breit angelegten Kopfstimme. Das Vocal Consort Berlin begleitet die Liebespaare lebendig mit vielen schönen Stimmen. Der Ausflug in diese barocke Welt ist sehr unterhaltsam von hoher musikalischer Qualität und als zwei erfrischende Schäferstündchen erlebenswert.

Dr. Helmut Pitsch

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