Bad in der Romantik Filarmonica della Scala in Bukarest

Xl_93fada56-99ed-4e82-ad02-ffab8dab86d9 © Helmut Pitsch

Enescu Festival Bukarest Orchesterkonzert Filarmonica della Scala und Andres Orozco Estrada

Bad in der Romantik 

Das Filarmonica della Scala ist ein weiteres führendes Orchester zu Besuch beim diesjährigen 25. Jubiläum des George Enescu Festival in Bukarest. Das Opernorchester des bedeutendsten Opernhauses Italiens ist auch als symphonisches Orchester bekannt und anerkannt. Es betreibt regelmäßig Konzertaufführung in Mailand und begibt sich auf internationalen Konzerttourneen. Nach Rumänien begleitet sie Andrés Orozco-Estrada. Der Kolumbianer erhielt früh seine Ausbildung in Wien, nachdem seine Begabung erkannt wurde. Die Stadt wurde seine Heimat und die Wiener Symphoniker sein Orchester, mit dem er intensiv arbeitet. Für die diesjährige Konzerttournee hat ihn das Mailänder Orchester als Gastdirigenten ausgewählt. Die Musiker treten auf mit und spielen mit Maske. Die Pandemie hat in ihrer Heimat schwer gewütet.

Daniel Müller Schott ist der Solist in Antonin Dvoraks Cello Konzert b moll Op 104 mit dem das Konzert eröffnet wird. Slawische Melancholie prägt die Komposition auch wenn diese auf der Amerikareise Dvoraks entstanden ist. Das Orchester führt das Thema ein und entwickelt die ersten Verarbeitungen. Ein Hornsolo stellt noch das Seitenthema vor bis das Cello einsetzt und dann den Faden aufnimmt. Ruhig und gemäßigt aber sehr cantabel und melodiös für den Solisten bleibt auch der zweite Satz. Das Thema entspringt dem Lied „Lass mich allein“ - Dvorak Schwägerin war verstorben, mit der ihn eine enge Zuneigung verband. Die Grundstimmung entspricht bestens der Färbung des Instrumentes und Daniel Müller Schott zeigt gerade in diesen feinen ruhigen Passagen seine meisterhafte Melodieführung am Instrument. Im Dritten wird es bewegter und solistischer mit viel Ausdruck und Wechselspiel mit dem Orchester, die beide bestens harmonieren.

Wie Natur pur fühlt sich die Symphonie Nr 2 D Dur Op 73 von Johannes Brahms an. Vom ersten Ton spürt der Zuhörer den romatischen Geist für Naturempfindung und Gefühle. In einem Sommeraufenthalt am Wörthersee in Kärnten entstanden erkennt man, dass das Werk in einem Guss in kurzer Zeit entstanden ist, so wohlig harmonisch fügen sich die vier Sätze in strenger Sonatenform gehalten zusammen. Die heiteren pastoralen Impressionen verstreuen Wohlgefühl und die Freude zelebrieren Dirigent und Musiker. Ein wahres Bad an Klängen und Harmonien ergießt sich satt über den Saal. Orozco Estrada achtet aber auf korrekte Tempi, übertreibt nicht mit Crescendo oder Ritardando als Stilmittel sondern lässt den Komponisten sprechen. Die Musiker zeigen ihre Meisterschaft in lyrischen großen Gefühlen. Die Streicher schaffen einen vollen weichen Untergrund auf dem sich insbesondere die Bläser vollmundig aufsetzen können. Üppig wird das begeistert applaudierende Publikum mit der Freischütz Overtüre von Carl Maria von Weber belohnt. Nochmals brillieren die Bläser mit reinsten Tönen und vollem Klang.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading