Aug- und Ohrenweide beim Mozartfest in Würzburg

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Bamberger Symphoniker Mozartfest Würzburg 19.6.2025

Aug- und Ohrenweide beim Mozartfest in Würzburg

1921 fand erstmals das Mozartfest Würzburg auf Betreiben des Musikers und Dirigenten Hermann Zilcher statt und ist somit neben den Salzburger Festspielen (1920 erstmals) eines der ältesten und renommiertesten Festivals im deutschsprachigen Raum. Über vier Wochen dauert die Saison alljährlich im Juni, über 50 Veranstaltungen an verschiedenen Aufführungsorten finden statt.

Am 16. März 1945 wurde die Altstadt von Würzburg durch Bombenangriff weitgehend zerstört, in Liebe und mit viel Einsatz wurde die Bischofstadt wieder aufgebaut. Mit dem UNESCO Kulturerbe der barocken Residenz ist sie ein Tourismusmagnet geworden. Das Festival ist benannt nach dem Salzburger Genius, der allerdings nie in Würzburg auftrat und so mehr Marketing als historische Persönlichkeiten der Stadt anzusehen ist. Die gedankliche Brücke ist die Entstehungszeit der bedeutenden barocken Residenz von 1730-1770, zu Lebzeiten also des großen Komponisten 1756-1793.

Die Mozartwoche bietet Kammermusik an verschiedenen Aufführungsorten, Höhepunkte sind Symphoniekonzerte im Kaisersaal der Residenz unter den unvergleichlichen Fresken des italienischen Meisters Tiepolo. Schon der Eintritt in das groß angelegte und großzügig bemessene Gebäude beeindruckt. Die Eingangshalle ist für 6 spännige Kutschen bemessen. Architektonisch verbindet das Genäude die architektonischen Strömungen seiner Zeit an den Höfen in Wien oder Paris. Dem jungen Balthasar Neumann ist aber zu verdanken, dass Originalität und technische Brillianz ein bahnbrechendes eigenständiges Werk schuf. Spätestens auf der Prachtstiege mit einem weiteren Meisterwerk Tiepolos, dem größten freitragenden Deckengemälde ist die Einzigartigkeit ehrfurchtsvoll fühlbar.

Die Bamberger Symphoniker sind quasi aus der Nachbarschaft angereist und bieten Werke des Salzburger Komponisten und seines Zeitgenossen Antonio Rosetti auf. Wolfgang Amadeus Mozart war bekanntermaßen Freimaurer und Anhänger des liberalen Gedankenguts. Einige Werke stehen für diese Mitgliedschaft verschiedener Logen wie die „Maurerische Trauermusik“ in c - moll KV 477. Geschrieben für Trauerfeierlichkeiten zweier Logenbrüder drückt der Geist dieses Orchesterwerkes Feierlichkeit und dunkle Klage aus. Bernard Labadie ist Gastdirigent des Orchesters und führt eher uninspiriert schleppend durch das Werk.

Antonio Rosetti war Zeitgenosse Mozarts und erfreute sich großer Beliebtheit in seinem ebenfalls kurzen Dasein. Nunmehr sind seine zahlreichen Werke in Vergessenheit geraten. So ist das Konzert für Viola und Orchester G-Dur eine freudige Entdeckung. Nils Mönckemeyer präsentiert die leicht gängige freudige Musik mit Lockerheit und souveräner Technik. Flink gleiten seine Finger sicher über Brücke und Steg, den Bogen mit Andacht geführt. Ausgeprägt ist die solistische Führung. Das Ochester folgt der Entwicklung der Motive und der klassischen Durchführung. Der Böhme Rosetti und Mozart sind sich nie begegnet, auch wenn sie in unmittelbarer Nähe wirkten. Als Zugabe zeigt Mönckemeyer technisch brilliantes Spiel mit der Partita G - Dur von Johann Sebastian Bach.

Sein musikalisches Erbe schuf Mozart mit seiner 41. und letzten Sinfonie C-Dur  KV 551, meist auch als Jupitersinfonie bekannt. 1788 entstanden, beinhaltet sie dessen kompositorische Meisterschaft die im Schlussatz in einer überschwänglichen Fuge mündet und die polyphenen Gesetze ausreizt. Meisterhaft spielen auch die deutlich verjüngten Musiker des renommierten Orchesters. Viel Wärme und Emotion wird von ihnen und ihrem Engagement entwickelt. Labadie führt verhalten in klarem Taktschlag ruhig am Pult sitzend. Hier hätte er noch Raum für Vertiefung gehabt. Schwungvoll wendig erklingt die Ouvertüre zur Oper Le Nozze di Figaro als Zugabe.

Wolfgang Amadeus Mozart wird vorbildlich als Markenbotschafter in Würzburg vorgestellt und gefeiert. Ein Abend optischer und akustischer Meiserwerke des Barock und seiner Kunst.

Copyright Ingo Peters

Dr. Helmut Pitsch

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