Aufwendige Reise in die Unterwelt - Orfeo kehrt nach Salzburg zurück

Xl_orfeo_ed_euridice_cl_201-scaled_monika_rittershaus © Monika Rittershaus

Christoph Willibald Gluck Orfeo ed Euridice Salzburger Festspiele 14.8.2023

Aufwendige Reise in die Unterwelt - Orfeo kehrt nach Salzburg zurück

Das Sujet aus der Antike ist bekannt und diente immer wieder als Stoff für Opern. So auch dem deutschen Barockkomponisten Christoph Willibald Gluck, der die literarische Vorlage aus dem Metamorphosen von Ovid 1762 vertonte. Die Azione teatrale per musica entstand im Auftrag des Wiener Hoftheaters, wo auch die Uraufführung von Orfeo ed Euridice stattfand. Sie zählt zu den Reformopern und ist für die Musikgeschichte von großer Bedeutung.

Cecilia Bartoli zeichnet verantwortlich für diese Neuproduktion der Oper, die im Rahmen der diesjährigen Pfingstfestspiele Premiere hatte und von den Sommerfestspielen übernommen wird.

Christof Loy wird gerne von der quirligen Sopranistin und Intendantin der Pfingstfestspiele als Regisseur verpflichtet. Loy wählt unter den zahlreichen Fassungen des Werkes jene aus Parma von 1769. Johannes Leiacker schuf ein elegantes großflächiges Bühnenbild. Eine große Treppe führt in einem holzgetäfelten Raum zu einer weißen Pforte, vermutlich der Eingang in die Unterwelt, den der thrakische Sänger in seinem Gram um die verlorene Geliebte Eiridice begehrt. Es gibt nur drei Protagonisten, ein kurzer Auftritt von Amor, der den Weg zur Unterwelt weist, zentral ist die Rolle des Orfeo und schicksalshaft die Wiederbegegnung mit Euridice. Der Chor schreitet zu Beginn über die große Treppe und verteilt sich dann sitzend auf den untersten Stufen fast schon im Orchestergraben. Il Canto di Orfeo unter der Einstudierung von Jacopo Facchini umrahmt das Geschehen mit einem differenzierten sehr zurückgenommenen Gesamtklang, die Tragödie mit elegischem Klang untermalend.

Das Element des Tanzes ist in dem Werk stark ausgeprägt. Ein Gruppe von vierzehn Tänzer und Tänzerinnen nutzt Loy auch als Choreograf, um Gefühle, Stimmungen und Emotionen der Handlung verstärkt zum lebendigem Bild zu erwecken. So herrscht viel Bewegung, manchmal zuviel. Die Figuren sind wenig tänzerisch und gruppendynamisch, mehr wuchtige fahrige Gesten jedes einzelnen die nicht zusammen finden.

Cecilia Bartoli hat die Hauptrolle übernommen, die höchste sängerische aber auch darstellerische Anforderungen stellt. Ursprünglich ist sie für Kastraten geschrieben. In der Hosenrolle im dunklen Anzug - Kostüme von Ursula Renzenbrink - die langen Haare streng und glatt zum Zopf gebunden ist sie omnipräsent auf der Bühne. Mit ihrem darstellerischen Geschick versteht sie den Raum mit intensiven zumeist dem Schmerz und der Verzweiflung gewidmeten Spiel auszufüllen. Stimmlich wird ihr Sopran in der ausgedehnten Tiefe der Partitur brüchig und fliesst schwer. Auch in der Höhe ist die Alterung der Stimme hörbar, Koloraturen perlen stockend, die bekannte Färbung besteht weiterhin. Dramatik kommt in der Auseinandersetzung mit Euridice. Melissa Petit bringt ihre Enttäuschung über die Ablehnung des Geliebten klar und deutlich zum Ausdruck. Sie verleiht der Rolle ein klares jugendliches Bild einer selbstbewussten Frau, bereit für die Liebe zu sterben. Fassettenreich ihr heller Sopran. Madison Nonoas Auftritt als Amore ist kurz. Ihr Sopran strahlt frisch mit Profil, gut intoniert und weich gebettet.

Gianluca Capuano am Pult der Les Musicien du Prince - Monaco sind mittlerweile ständige Begleiter von Cecilia Bartoli und ihr Hausorchester an der Oper Monte Carlo, die auch von der Italienerin geführt wird. Capuano istvein profunder Kenner der Barockmusik und arbeitet viele Details mit den Spezialisten an den Barockinstrumemten heraus. Die Musik wird dynamisch und spannend gestaltet, das tänzerische wird durch schwungvolle Rhythmik gehalten.

Viel Applaus mit stehenden Ovationen für alle Beteiligten 

Dr. Helmut Pitsch 

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