Auch im zweiten Versuch kann die Zauberflöte in Salzburg nicht überzeugen

Xl_die-zauberflte-2022-c-sf-sandra-then-020__002_ © Sandra Then

Wolfgang Amadeus Mozart Die Zauberflöte Salzburger Festspiele 24.8.2022

Auch im zweiten Versuch kann die Zauberflöte in Salzburg nicht überzeugen

Sicherlich haben sich die Regisseurin Lydia Steier und die Dirigentin Joana Mallwitz viel fur die Neueinstudierung der 2018 entstandenen und wenig erfolgreichen Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts letzter Oper Die Zauberflöte vorgenommen, aber das Ergebnis bleibt weiterhin hinter den Erwartungen und kann weiterhin nicht überzeugen.

Die eine überfrachtet das Bühnengeschehen die andere schlägt technisch festgefahren den Takt aber die Musik kommt nicht in Schwingung. Die Genialität Mozarts steht über allem und rettet den Abend. Die Regisseurin reibt sich an den Dialogen, die Ihrer Meinung nach „von einem internationalen Ensemble nicht wirklich spannend, im richtigen Tonfall und Tempo auf die Bühne gebracht werden“. So führt sie inspiriert von amerikanischen Filmen und Comics einen Erzähler ein, der den drei Knaben die Geschichte von Prinz Tamino erzählt. Im Ansatz durchaus machbar und schlüssig nur verfängt sie sich in eigenen Texten, verfremdet das Werk, um am Ende immer flacher und für den Zuseher mühsam zu werden. Ständig dreht sich die Bühne, gross ist der Aufwand an Mitwirkenden und der Einsatz von visuellen Mitteln. Sarastro wird zum Kriegstreiber, seine Höflinge werden uniformiert in den Krieg geschickt. Blutige Bilder begleiten die Prüfungen Taminos. Ständig ist Aktion auf den Stufen und Balkonen des monumentalen sich laufend verändernden Bühnenbilds von Katharina Schlipf. Der Aufwand zeigt wenig Wirkung. Die sucht die Regisseurin zusätzlich in banalen Effekten. Die Begegnung Papagenos mit Papagena wird zur Peinlichkeit. Ein auf fett ausgepolsterter Mann sitzt auf einer Torte. Man parliert in breitem Wiener Dialekt. Dazu marschieren wie im billigen Variete kesse Damen leicht bekleidet als Gemüse auf. Mögen die Dialoge der Originalfassung einfach sein, zumindest wirken sie intelligenter als die stumpfen Ideen des Regieteams.

Im Graben setzt Joana Mallwitz auf Präzision. Mit großen Gesten weht sie über die Köpfe der Wiener Philharmoniker und jagt nach jedem einzelnen Ton. Das hindert das Orchester in Schwingung und Schwung zu kommen und die Finessen der Mozartschen Partitur wirken zu lassen. Ihr Verständnis für die Klangwelt Mozarts ist ihr an anderer Stelle bereits besser gelungen, wie 2020 in der gefeierten kurzfristig angesetzten Pandemie Neuinszenierung von Cosi fan tutte, ebenfalls in Salzburg. Der Tenor Mauro Peter ließ sich zu Beginn mit Erkrankung ansagen, sang den Prinzen Tamino mit Zurückhaltung aber sicherer Stimmführung. Regula Mühlemann überzeugt als selbstbewusste aber spröde Pamina. Ihr Sopran lässt Dramatik erkennen. Dunkel ist die Stimmfärbung, mit gutem Gespür führt sie die Melodiebögen in den Höhen. Brenda Rae ist eine gute Darstellerin, die Koloraturen der Königin der Nacht bereiten ihr Probleme. Mit Druck erreicht sie die Höhen und kann anschließend nicht locker absingen. Tareq Nazmi ist ein Bass mit breiter Stimme, die er hoheitsvoll einzusetzen weiss. Die Charakterdarstellung seiner Rolle ist seitens der Regie schwammig, so tut er sich schwer ein Bild seiner Rlle als Sarastro zu formen. Michael Nagl kann seinen Papageno authentisch zeichnen. Stimmlich passt es für ihn gut und auch in den Dialogen ist er in der Sprachfärbung sicher. Maria Nazarova hat wenig Raum für ihre Papagena, die von der Regie vernachlässigt wurde. Von Peter Tantsits als Monostatos kann der Zuhörer akustisch wenig vernehmen. Leise und unverständlich ist sein Gesang, optisch wirkt seine zottige graue Haarpracht.

Die waren Stars des Abends sind die drei Knaben, die von Mitgliedern der Wiener Sängerknaben herzlich echt und überzeugend erfrischend  gespielt und umso berührender gesungen werden. Der Schweizer Schauspieler Roland Koch moderiert in gewisser Weise als Erzähler den Abend. Er fügt diese neuartige Rolle gut in das Geschehen ein, ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Jörn Hinnerk Andresen hat die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor bestens vorbereitet. Die Sänger und Sängerinnen zeichnen sich mit klarem wohl intonierten und einheitlichem Gesang aus.

Viel Beifall vom Publikum.

Dr. Helmut Pitsch

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