© Toni Suter
Richard Strauss Ariadne auf Naxos Tiroler Landestheater 4.12.2025
Ariadne in Innsbruck - Regie auf Abwgen- vom Graben übertüncht
Die internen und politischen Diskussionen um die Innsbrucker Intendantin Irene Girkinger sind zwar verstummt, das Publikum entscheidet sich aber bereits in der Pause an der Garderobe. In der Fortsetzung eines Zykluses von Opern von Richard Strauss hatte im September diesen Jahres „Ariadne auf Naxos" Premiere in der Regie von Nina Russi. Sie und ihr kreatives Team können im Ergebnis nicht überzeugen. Die Summe der Effekte lässt kein schlüssiges Konzept noch ein wirkliches Durchdringen von Musik und Libretto erkennen. Es gibt nur ein Bühnenbild, nackte weisse Wände auf der Drehbühne und viel rote Seile als Anspielung auf die antike griechische Vorlage, in der Ariadne Theseus mit einem roten Wollfaden hilft den Weg zurück aus der Höhle zu finden, nachden er den Schatz gestohlen hatte. Nina Russi spinnt mit der Bühnenbildnerin Susanne Gschwendner ein dickes sperriges Netz auf die Bühne ohne selbst einen Ausweg zu finden.
Die Personenregie bleibt starr, die Begegnung und Verbindung der unterschiedlichen Charaktere vermeidend. Dazu steckt Annemarie Bulla die Protagonisten, insbesondere die Commedia dell Arte Truppe in schräge lächerliche Kostüme. Wieso die Herren in Unterhosen, Stümpfen und Mülltonne herum eiern müssen, entzieht sich jeder Sinnhaftigkeit. Ebenso die Frage, wieso der Haushofmeister im Rollstuhl herumfährt, um dann aufzustehen und von der Bühne abzutreten.
Die nicht ansprechenden Videos ergeben ebenso keinen Mehrwert und stören an den musikalisch intimsten und schönsten Momenten.
Diese konzeptionelle Leere besetzt Gerrit Prießnitz vom Graben aus und lässt das Orchester berauschend strahlen. Eindrucksvoll, mitunter zu laut ist die Klangfülle, die er hier mit 37 Musikern schafft! Den Wunsch der Regisseurin, die Titelheldin „Vom Trauma zur Selbstbestimmung“ zu zeigen gelingt dem Musikdirektor mit klaren Tempo, fein austarierten Instrumentenstimmen und einer überzeigenden Interpretation. Dabei nimmt er die Sänger mit, unterlegt diese samten mit einem breiten Klangteppich und hält die Spannung. Die anspruchsvollen Übergänge von Opera seria zur opera buffa sind klar herausgearbeitet.
Zwischen dem Wirrwarr der gespannten roten Seile zeigt das gesamte Ensemble eine ausgezeichnete Leistung. Anna Gabler ist eine schmachtende Ariadne. Ihr leichtes Vibrato verleiht ihrem Leid zusätzlich Tragik. In der Erlösung bleibt sie bedeckt, von der Regie unbegleitet. Florian Stern ist ein gedämpfter Bacchus, der zu lange aus dem Off singen muss. Sein Tenor zeigt Sicherheit in der Höhe und gefühlvolle Melodiebögen. Etwas mehr Strahlkraft ergäbe hier mehr Heldentum. Annina Wachter ist eine kokette Zerbinetta, die ihre Arie mit Bravour meistert. Kräftig perlen die Kolleraturen, vielfältig zeigt sich ihr Sopran. Benjamin Chamandy als Harlekin, William Blake als Scaramuccio, Oliver Sailer als Truffadin und Jason Lee als Brighella sind ihr spassigen Gesellen, die stimmlich sehr gut zusammen passen und ihre Rollen in unvorteilhafter Kleidung überzeugend ausgestalten. Als Haushofmeister gibt sich Christoph Kail statthaft streng, den Musiklehrer bringt Jacob Philips mit viel Präsenz. Der Komponist wird von Camilla Lehmeier vorzüglich zum Leben gebracht.
Großer Beifall im Haus.
Dr. Helmut Pitsch
08. Dezember 2025 | Drucken
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