A Midsummer Nights Dream Wiener Staatsoper lässt Märchen wirklich werden

Xl_img_1615 © Michael Pöhn
Zur Eröffnung der neuen Spielsaison wartet die Wiener Staatsoper mit einer Neuinszenierung der - leider - zu selten gespielten Oper A Midsummernightsdream von Benjamin Britten auf. In nur sieben Monaten komponierte der Brite diese charmante unterhaltsame Oper. Gemeinsam mit seinem Lebenspartner, dem Tenor Peter Pears, schuf er ein Libretto, das sich weitgehend mit ein paar Kürzungen an die Literaturvorlage von William Shakespeare hält. Musikalisch setzt Benjamin Britten seinen Kompositionsstil fort. Sprechgesang mit einfacher, auch nur solistischer Orchesterbegleitung wechselt sich mit ausdrucksstarken Orchesterpassagen ab. Dabei sprengt er Grenzen der Harmonik. Dies wirkt expressiv wie auch exotisch, atonal genauso wie impressionistisch und spätromantisch. Wichtiges Stilelement ist eine ausgefeilte schwungvolle Rhythmik, die Spannung erzeugt und hält. Die Australierin Simone Young versteht mit dieser Partitur umzugehen und die Wiener Philharmoniker folgen ihr in gewohnter Prägnanz und Ausdruckskraft. Beherzt schlägt sie den Takt, richtet ihr Augenmerk auf klare Einsätze für die Sänger und treibt das Orchester immer wieder frisch verpackte Orchesterstücke zu entladen. Brittens Musik bleibt dabei transparent und fragil, menschlich und frisch. Sie driftet nicht in eine sphärische Klangwelt ab wie so oft in zeitgenössischer Musik. Irina Brook gesellt sich zu dieser überzeugenden musikalischen Interpretation mit einer ebenso ansprechenden märchenhaften unprätentiösen Inszenierung. Noelle Ginefri Corbel liefert ein j klassisches einfaches Bühnenbild. Der Blick öffnet sich auf einen Innenhof eines verfallenden Schlosses, eine Treppe führt herunter, eine Pforte im Hintergrund in die Natur. Efeu rankt sich verträumt an den Wänden hoch. Schlicht auch die Kostüme von Magali Castellan. Moderne englische Schuluniformen und Arbeitskleidung für die menschlichen Charaktere, Glitzerkleider für die Erhabenen. Rasant und bewegungsreich lässt Irina Brook die Handlung ablaufen. Allen voran ist der grosse Unterhaltungswert der Aufführung dem vielseitigen Star des Abends, Theo Touvet als Puck, zu verdanken. Wie er diese Rolle mit seinen vielseitigen Talenten gestaltet muss einfach erlebt werden. Akrobatisch springt er auf der Bühne herum, athletisch seine Einlagen wie Rückwartssalti aus dem Stand oder verschiedene Verrenkungen. Dazu seine schauspielerische Begabung in vielen kleinen Gesten und Mimik und eine englische Bühnensprache, die unter die Haut geht. Hier ist alles vereint, was diese Rolle verlangt. Die Sänger sind gefordert an seiner Seite zu bestehen und nicht in Blässe unterzugehen. Seinen Herrn und Meister den Elfenkönig Oberon gibt der Countertenor Lawrence Zazzo. Er versteht es auch in der Kopfstimme würdevollen Sprechgesang umzusetzen. Seine Geliebte Titania hält in der Person von Erin Morley dagegen, eine kräftige schön gefärbte Sopranstimme. Gut ausgewählt und bestens besetzt die jungen Liebespaare. Josh Lovell als Lysander und Rachel Frenkel als Hermia, sowie Rafael Fingerios als Demetrius mit Valentina Nafornita als Helena singen und spielen in bester Harmonie. Die Stimmen klingen allesamt frisch und jugendlich, auch im Aussehen und darstellerischen Talent ergänzen sich die vier zu einem überzeugenden Quartett, die mit ihrem verwirrten Liebesspiel Sympathien gewinnen. Ebenso das plumpe tollpatschige Handwerker Theaterensemble sorgt für Witz und Unterhaltung. Herzhaft versuchen sich die Publikumslieblinge Peter Rose als Bottom, Wolfgang Bankl als Quince, Benjamin Hulett als Flute, Thomas Ebenstein als Snout, sowie William Thomas als Snug und Clemens Unterreiner als Starveling und haben sichtlich Wohlgefallen und Freude in ihren unterschiedlichen Rollen als Spiel im Spiel. Etwas hölzern und farblos wirkt die Rollengestaltung durch die Regie für Theseus und Hippolyta. Peter Kellner und Szilvia Voros füllen die Rollen sicher aus. Besondere Hingucker und Hinhörer sind die Jüngsten im grossen Sängeraufgebot des Abends. Die vier besonders eifrigen Elfen Cobweb Emil Lang, Peaseblossom Niklas Rudner, Mustardseed Mihail Savenkov und Moth Fabio Ringer bewähren sich souverän und stimmsicher bereits in ihrem jungen Alter. Das Publikum drückt seine Zustimmung in eine, begeisterten Applaus aus. Ein ausverkauftes Haus beweist, dass auch moderne Musik seinen Zugang findet. | Drucken

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