Saisoneröffnung am Teatro Verdi in Triest: Belcanto in Reinkultur bei Bellinis "I Puritani"

Xl_puritani-triest-11-18 © Fabio Parenzan

Mit dem Welterfolg „Norma“ konnte sich „I Puritani“ von Vincenzo Bellini nie messen. Das liegt auch am recht unschlüssigen Libretto und deren schwere, szenische Umsetzbarkeit. Die Inszenierung der ehemaligen Starsängerin Katia Ricciarelli gemeinsam mit Davide Garattini Raimondi als Eröffnungspremiere des Teatro Verdi in Triest setzt dabei auf Minimalismus und knappe Personenführung: So wirken manche Szenen sehr statisch, wie Arrangements. Das Beängstigende dieser Geschichte jener letzten Oper des großen Belcanto-Komponisten, die von einer Liebesgeschichte vor den historischen, blutrünstigen Machtkämpfen zwischen den Puritanern eines Oliver Cromwell und den königlichen Kavalieren im 17. Jahrhundert in England handelt, ist auch durch diesen Einheitsraum (Bühne: Paolo Vitale) mit einigen wenigen seitlichen Öffnungen, einem Podest und einigen Holztreppen und sonst fast nichts, kommt in keinster Weise zur Geltung. Und so wird in dunklen, traditionellen und leicht stilisierten Kostümen (Giada Masi) hauptsächlich herumgestanden und herumgeschritten.

In erster Linie will man bei „I Puritani“ aber ohnedies Belcanto-Gesang hören und dieser verlangt exzellente Sänger. Und diese sind am Teatro Verdi überwiegend vorhanden. Der eine Star des Abends heißt Ruth Iniesta und wird als Elvira zu Recht vom Publikum bejubelt. Auch die allerhöchsten Töne sitzen sicher, die Koloraturen sind technisch perfekt und von größter Sauberkeit, die Phrasierung und die Legatokultur sind wunderbar, der Ausdruck ist innig. Und zudem wird all das mit scheinbar großer Leichtigkeit vorgetragen. Es ist einfach Belcanto in Reinkultur und man gerät über diese Stimme unweigerlich ins Schwärmen. Der zweite ist Antonino Siragusa als Arturo Talbo, Elviras Geliebter. Er verfügt auch über einen hellen, schlanken, Tenor mit allen unglaublichen Höhen. Etwas eindimensional und ohne besondere Schattierungen seiner Rolle zu vermitteln, singt Mario Cassi, der über einen gewöhnungsbedürftigen Bariton verfügt, den Sir Riccardo Forth. Hingegen fasziniert uneingeschränkt Alexei Birkus mit einem sehr edlen, große Gesangskultur verströmenden und betont differenziert (auch darstellerisch) gestalteten Rollenporträt des Sir Giorgio. Erfreulich ist auch das Hausdebüt von Nozomi Kato mit ihrem angenehmen Mezzo als Enrichetta. Rollendeckend singen Giuliano Pelizon den Lord Gualtiero Valton und Andrea Binetti den Sir Bruno Robertson. Nach anfänglichem Schleppen singt der Chor des Teatro Verdi ausdruckstark und sehr homogen (Einstudierung: Francesca Tosi) des Hauses.

Am Pult des Orchesters des Teatro Verdi führt Fabrizio Maria Carminati routiniert und mit viel Esprit durch die anspruchsvolle Partitur. Er agiert sehr sängerfreundlich, ist ihnen ein sehr aufmerksamer Begleiter und gibt ihnen viel Raum.

Jubel!

Helmut Christian Mayer

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