Salzburg: Accademia Santa Cecilia und Pappano reichhaltige, italienische Instrumentalmusik

Xl_pappano-accademia_santa_cecilia-c_erika_mayer-salzburg-3-24 © Erika Mayer

„Es gibt keine einzige Note, die nicht von ihm stammt“, so beschreibt Luciano Berio selbst seine Bearbeitung des Stücks „La ritirata notturna di Madrid“ von Luigi Boccherini. Dabei wird die Annäherung und das Passieren einer Soldatenpatrouille in Madrid dargestellt. Es ist die gekonnt unterschiedliche, leicht ironisch wirkende Instrumentierung eines einzigen, eingängigen Themas, das sich zuerst im ständigen Crescendo immer mehr steigert, um dann wieder zu verklingen. Es war zu Beginn beim ersten Orchesterkonzert der Salzburger Osterfestspiele im Großen Festspielhaus sehr gekonnt zu hören, bei dem ausschließlich italienische Instrumentalmusik angesagt war. Danach spielte das Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Antonio Pappano wunderbar mit dunklen Farben die tieftraurige „Elegia per grande orchestra“ von Amilcare Ponchielli. „Traurige Erinnerung! Schmerz! gebrochenes Herz!“ sind auf der Partitur vom Komponisten vermerkt, sonst gibt es keine Informationen über das Stück. Vermutet wird, dass es 1833 als Erinnerung an Richard Wagner komponiert wurde, da „Tristan“ Anklänge zu finden sind aber solche von Erich Wolfgang Korngold auch dichte Streichermischungen eines Johannes Brahms finden sich darin.

Hauptsächlich als Stardirigent aus der Mitte des 20. Jahrhunderts ist Victor de Sabata noch bekannt, als Komponist hingegen vergessen. Dabei könnte man ihn als Richard Strauss im Licht der südlichen Sonne bezeichnen. Und tatsächlich hat die Tondichtung „Juventus“ etwas mit „Don Juan“ gemein. Auch bei den Musikern hörte man den Enthusiasmus und die Sehnsüchte der Jugend.

Das sanfte Sprudeln der Quellen wie auch das wilde Schießen der Fontänen konnte man nicht nur akustisch, sondern auch visuell erfühlen, als das römische Orchester anhob, Ottorino Respighi „Fontane di Roma“ mit impressionistischer Raffinesse und Klangvielfalt zu zelebrieren: Vier römische Brunnen, darunter auch der bekannte Trevi - Brunnen haben den Komponisten mit all ihrer Schönheit inspiriert, als er das geniale Werk schrieb. Und so erklang feierlich das Thema in den Fanfaren, als der Wagen des Neptuns auf leuchtender Wasserfläche vor dem inneren Auge vorbeizog.

Den Abend krönte schließlich Respighis symphonische Dichtung „Pini di Roma“ mit einer weiten, fein aufgefächerten, koloristischen Klangpalette des gewaltigen Orchesterapparates, das mit dem Schlusssatz, als einziges gigantisches Crescendo konzipiert, machtvoll überwältigte. Vor dem inneren Auge konnte man die Kohorten des Konsuls auf der Via Appia marschieren sehen. Dabei beeindruckten die vielen exzellenten Soloeinlagen in allen Instrumentengruppen.

Für den Jubel bedankte man sich mit dem Intermezzo aus Puccinis „Manon Lescaut“ und Rossinis Ouvertüre aus „Wilhelm Tell“ als Zugaben.

Dr. Helmut Christian Mayer

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