Respighis "La bella dormente nel bosco" aus Cagliari auf blu ray disc: Phantasievolles, buntes Märchen

Xl_la_bella__dormente_nel_bosco-respighi-cagliari-4-20-4__002_ © Teatro lirico di Cagliari

Hinter Blumen versteckte Frösche tummeln sich an einem friedvollen See. Nachtigall und Kuckuck auf einer Schaukel trällern ihre Liedchen dazu: So märchenhaft und beschaulich beginnt Ottorino RespighisLa bella dormente nel bosco“ am Teatro lirico von Cagliari, dessen erfolgreiche Produktion von 2017 jetzt als Blu-ray Disc bei Naxos herausgekommen ist. 1922 für das Marionettentheater Teatro die Piccoli komponiert, aber im Teatro Odescalchi in Rom aus der Taufe gehoben, bildet die revidierte Version von 1934 im Teatro di Torino aufgeführt, die Grundlage für diese Aufführung.

Kein Wunder, denn hinter dieser dreiaktigen Opernrarität versteckt sich das altbekannte Märchen „Dornröschen“, dessen Libretto von Gian Bistolfi auf der Geschichte von Charles Perrault “La belle aux bois dormant“ fußt. Und genauso phantasievoll auch in der bunten Ausstattung geht es etwa eineinhalb Stunden weiter: Der gesamte Hofstaat wird in farbenreiche Rokoko-Kostüme und Perücken gesteckt. Eine Katze liegt auf einem riesigen Wollknäuel. Eine spöttisch tanzende Spindel taucht auf, an der sich dann Dornröschen, wie vorausgesagt, auch sticht. Mehrere weiße Murmeltiere tragen die schlafende Prinzessin später auf einem Diwan herein und betten sie dann auf eine Mondsichel, wo sie weiterschläft und wo sie später auch vom Prinzen wachgeküsst wird. Aber zuvor überziehen noch Spinnen in einer geisterhaften Projektion das gesamte Schloss mit einem riesigen Netz. Und es gibt eine gute Blaue und eine böse Grüne Fee, bei deren blitzendem und donnerndem Auftritt man das Fürchten bekommt. Für die ästhetische Bühne zeichnen Giada Abiendi und für die einfallsreichen Kostümen Vera Pierantoni Giua verantwortlich. Für die lebhafte, detaillierte und ideenreiche Regie mit vielen Effekten sorgt Leo Muscato und für die reiche Choreographie Luigia Frattaroli. Tiziano Mancini gelingt es bei seiner gekonnt angelegten Videoregie, immer am Brennpunkt des Geschehens zu sein.

Ottorino Respighis Musik ist voller Melodienseligkeit, voll schillerndem Raffinement, mit barocken, impressionistischen Einschüben, aber man glaubt auch Anklänge von Debussy, Puccini, Strauss, Strawinski oder Wagner herauszuhören. Zur finalen Hochzeit wird ausgiebig getanzt, zuerst ein Menuett, dann ein Foxtrott. Schließlich seit dem Beginn des Märchens ja 300 Jahre verstrichen. Das mit außerordentlicher Klangschönheit spielende Orchester und dersehr homogen singende Chor des Teatro Lirico di Cagliari wird von Donato Renzetti mit Sinn für romantische Klangvaleurs, lautmalerische Effekte aber auch viel Leidenschaft souverän geleitet. 

Erstaunlich hoch ist auch die sängerische Qualität des Ensembles, von denen viele mehrere Rollen zu verkörpern haben. So darf die dunkel timbrierte Mezzosopranistin Veta Pilipenko Königin, alte Frau mit einer Haube aus Wollknäuel und Stricknadeln und Frosch verkörpern, Vincenzo Taormina den Botschafter und den König mit seinem ausgesprochen schönen Bariton sehr kernig singen und die ungemein rein intonierende Lara Rotili gar in die Rollen der Grünen Fee, der Katze, der Herzogin und des Kuckucks schlüpfen. Als Dornröschen darf die glasklar singende Angela Nisi im Schlaf den wunderbar tenoral schmachtenden, höhensicheren Prinzen Antonio Gandía bezaubern. Als gütige Blaue Fee reüssiert Shoushik Barsoumian mit glasklaren Koloraturen und versprüht mit ihrem Zauberstab zudem auch viel Goldstaub.In weiteren Rollen sind Claudia Urru (Nachtigall, Spindel) und der etwas rau und anfänglich nicht ganz intonationsreine klingende Enrico Zara (Hofnarr, Mister Dollar, Doktor) zu hören. 

Dr. Helmut Christian Mayer

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