Romantische Klänge zum Frühlingsanfang - Klaviertage der Tiroler Festspiele

Xl_5d10c745-862a-4216-a700-edd03c99b309 © David Assinger

Tiroler Festspiele Klaviertage Erl 22.3.2024

Romantische Klänge zum Frühlingsanfang - Klaviertage der Tiroler Festspiele

Zur Osterzeit laden die Tiroler Festspiele mittlerweile traditionell zu den Klaviertagen. Im Mittelpunkt stehen dieses Jahr das russische Pianistenehepaar Lukas Geniusas und Anna Geniushene. Die beiden treten international mit führenden Orchestern und Dirigenten auf und leben in Litauen. Neben zwei Soloabenden umfasst das Programm auch zwei Orchesterkonzerte.

Im ersten Klavierkonzert von Frederic Chopin e moll op 11 zeigt sich Lukas Genusias als ruhiger einfühlsamer Solist mit weichen Tönen in romantischer Tongebung. Im Zusammenspiel mit dem Orchester der Tiroler Festspiele unter Johannes Debus herrscht Unsicherheit und sehr verhaltener Gesamtklang. Routiniert weist der Pianist dem Konzertmeister Einsätze und achtet auf Harmonie. Nach einem nüchternen ersten Satz wird es runder und im Finale kann Johannes Debus mitunter zackig in die Vollen gehen. Lautstärke ist an diesem Abend öfters unter seinem Dirigat strapaziert. In einer Variation über das Wiener Lied „Alt Wien“ präsentiert sich Lukas Geniusas als charmanter ironischer Musiker, der viel Farbe in perfekter Technik im Spiel der Tasten dem Konzertflügel entlockt.

Das symphonische Werk von Robert Schumanns umrahmt das Solistenkonzert. Seine Ouvertüre zum dramatischen Gedicht Manfred op 115 wähnte der Komponist als eines seiner stärksten „Kinder“. Die Literaturvorlage von Lord Byron erzählt eine tragische Liebesgeschichte dessen melodramatische Stimmung auch die Vertonung charakterisiert. Hoheitsvoll eröffnen die Bläser und führen die harmonische Linie über weite Teile des Werkes. Johannes Debus dirigiert engagiert akurat mit deutlichen Fermate, unterdrückt Schwung, bleibt sachlich mit raschen anspruchsvollen Tempo. Die Ausweglosigkeit des Helden, Verzweiflung aber auch der mysteriöse Fluch der verbotenen Liebe bekommt hier ein Klanggebäude, welches sich schlüssig entwickelt.

Nach der Pause läutet Debus mit dem Orchester Frühlingsgefühle ein. Draußen herrscht ein erster milder Abend, im Festspielhaus erklingt Robert Schumanns Symphonie Nr 1 B Dur op 38. Sie erhielt den Beinamen Frühlingssymphonie nach der überzeugenden erfolgreichen Uraufführung durch Felix Mendelssohn Bartholdy.. Innerhalb kurzer schuf Schumann seine erste Symphonie 1841 in einer ruhigen glücklichen Schaffensperiode. Nahezu tänzerisch fließt der erste Satz, locker liedhaft kompakt der zweite Satz, im kurzen Scherzo bleibt es romantisch in der Naturschilderung bis es im Finale nochmals opulent wird. Johannes Debus bleibt jugendlich frisch im Tempo, anspruchsvoll im Zusammenspiel mit klaren eher nüchtern gehaltenen Klangfarben. Er haltet die Spannung und lässt im Volumen eindrucksvolle Gedanken zurück.

Großer Beifall im gut besuchten Festspielhaus

Dr. Helmut Pitsch

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