Broadway Glanz durch famose Leistung am Gärtnerplatztheater

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Les Miserables Gärtnerplatztheater 24.3.2024

Broadway Glanz durch famose Leistung am Gärtnerplatz

Mit Einsatz und großer Spielfreude agieren alle Beteiligten auf der Bühne, aus dem Graben kommt der richtige Sound und Drive. Das Publikum ist mitgerissen und liefert laufend Szenenapplaus. Zum Schluss gibt es Standing Ovations und ein Pfeifkonzert der Begeisterung. Dem Gärtnerplatztheater und insbesondere seinem Intendanten Josef E Köpplinger, der Regie in der Neuproduktion von Les Miserables führt, ist großes Musicaltheater von internationalem Rang gelungen.

Das Musical Les Miserables von Alain Boublil und Claude Michel Schönberg ist eines der erfolgreichsten Musicals überhaupt. Jahrelang wurde es an verschiedenen Bühnen in New York und London gespielt. Eine Verfilmung war ebenso ein Kassenschlager. Nun kommt die rührende Geschichte des Jean Valjean auch in München am Gärtnerplatztheater in einer neuen Produktion auf die Bühne. Für einen aus Hunger für seinen kranken Cousin gestohlenen Brotlaib kommt der Held für viele Jahre ins Gefängnis. Endlich „frei“ bleibt er gejagt vom erbarmungslosen Polizisten Javert. Die Wege der beiden kreuzen sich immer wieder schicksalshaft. Jean Valjean hilft vielen mit seinen guten Taten, besonders der mittellosen Fantine, deren Tochter Cosette er von gierigen Wirtsleuten freikauft und aufzieht. Erlöst und für seine guten Taten mit Achtung und Liebe belohnt stirbt er umgeben von seinen Schützlingen.

Das Werk der Franzosen Boubil und Schönberg lebt von einer stringenten Handlung, die geschickt ohne Längen vorangetrieben wird. Die Musiknummern sind mit eingängigen Melodien versehen, melancholisch rührende Motive bleiben nicht ohne Wirkung, große Massenszenen sind mit kräftigen Chornummern versehen, die oft zu Kampf oder Feierlaune aufrufen. Rainer Sinell versteht geschickt Spielorte mit wenigen Mitteln zu vermitteln und zu ändern. Das Frankreich des beginnenden 19. Jahrhunderts wird auch in den Kostümen von Uta Meenen lebendig. Die Lichtregie von Köpplinger und Andreas Enzler liefert stimmungsvolle Momente und effektvolle Bilder. Köpplinger versteht es die geschaffenen Räume zu bespielen, teilt große Gruppen geschickt auf der Bühne auf. Der Handlungstrang ist gut herausgearbeitet, die Personenregie durchgängig in vielen Details ausgearbeitet und packend. Humorvoll bleiben die Einlagen mit den Wirtsleuten Thenardier.

Der junge Dirigent Andreas Partilla geht routiniert mit der Partitur und den elektronischen Soundmitteln um. Raumgreifende Melodien sind mit Klangfarben durchsetzt und verstärkt. Mit Schwung wird von Anfang an musiziert, die Sänger und Sängerinnen sind mit den Mikrofonen und der Verstärkung vertraut und eingespielt. Es herrscht die typische intensive wie intime Klangwelt der Musicalproduktionen im Theater. Die Choreografie gestaltet Ricarda Regina Ludigkeit mit Gespür aussagekräftig und ist auch als Co Regisseurin im Programm aufgeführt. Mehrere Jahrzehnte des Lebens von Jean Valjean mimt Filippo Strocchi mit großer schauspielerischer Leistung im Alterungsprozess. Stimmlich verfällt er in den Höhen mitunter ins Falsett, welches er in elegische Wirkung verpackt. Seinen Verfolger Javert macht Daniel Gutmann zu einem finsteren unerbittlichen Charakter mit prägnanter und sicherer Stimme. Fantine, die Mutter Cosettes wird von Wietske van Tongeren mit feiner, vollen Stimme ariös gesungen. Cosette, ihre vom Helden aufgenommene und geschützte Tochter, ist bei Julia Sturzlbaum ordentlich aufgehoben.

Insgesamt muss die überzeugende Leistung aller Rollen und das engagierte harmonische Zusammenspiel hervorgehoben werden, die den Abend packend mitreißend und ausdrucksstark wirken lassen.

Dr. Helmut Pitsch

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