„Amo quel che faccio" Ich liebe, was ich tue - ein Gespräch mit Irina Lungu

Xl_3674596d-c014-4537-be0e-37d7354d3e23 © Elena Sikoskaya

"Amo quel che faccio" - Ich liebe, was ich tue:  ein Gespräch mit Irina Lungu, eine begnadete Sängerin mit großer darstellerischer Fähigkeit

Es war „Liebe“ auf den ersten Blick. So muss ein Gesangslehrer aussehen. Schlank, großgewachsen und weißhaarig. Hartnäckig ausdauernd bemühte sich die 18 jährige um ein Vorsingen. Noch lernte sie Chorleitung und Klavier. Ein Gesangsstudium kam ihr erst durch diese Begegnung in den Sinn. Ein erstes Vorsingen brachte seichtes Lob und eine Absage. Stur lernt sie, die noch nie eine Oper gesehen hatte, an einem Tag in der Biblothek zwei Arien aus Jolanthe und Rigoletto (in russisch). Und sieh da es klappte. Ihre Ausdauer, Durchsetzungskraft und Wille, aber auch die Bereitschaft, die Empfehlungen des Lehrers mit vollem Einsatz umzusetzen, überzeugten Mikhail Podkopaev.

Nach drei intensiven Studienjahren krönten erste Plätze in Gesangswettbewerben ihre Zusammenarbeit. Internationale Erfolge folgten. Beim Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb 2003 erhielt sie eine Einladung zum Vorsingen für die Accademia dell Teatro alla Scala und auch das klappt. Maestro Muti lässt sie kurzfristig in der Eröffnungsproduktion 2003 mitwirken. Als Zweitbesetzung für Barbara Frittoli gab sie in einer Folgevorstellung ihr Scala Debüt. Die Scala wird nun ihre musikalische Heimat. 2007 wird die tragische Figur der Violetta ihre symbiotische Rolle, die sie über 150 mal auf allen großen Bühnen der Welt erfolgreich singen und darstellen wird.

„Das Spiel, das Leben und Erleben der Rolle ist unverzichtbar“ und Kollegen auf der Bühne, die „uninspiriert nicht mitspielen“ schätzt sie wenig. Dem Schauspiel gehört „genauso viel Leidenschaft wie dem Gesang „ erklärt die sympathische Russin überzeugend mit Leben. Ebenso verachtet sie uninspirierte „talentlose“ Regisseure. „Ich unterscheide nicht zwischen modernem und traditionellem Theater sondern teile die Regisseure in gute und weniger Gute. Ich diskutiere mit Ihnen über das Rollenverständnis und lerne immer gerne dazu.“ Sie hat in Ihrer nunmehr 20 jährigen Karriere mit vielen Regisseuren zusammengearbeitet, Robert Carsen schätzt sie besonders. Mit Franco Zeffirelli hat die Zusammenarbeit auch viel Freude bereitet.

Ihre Vielseitigkeit stellte sie diese Saison wieder an der Scala unter Beweis. In einem Zyklus von Puccinis La Boheme sang sie sowohl Mimi als auch Musetta mit großen Erfolg. „Das hat bisher nur (Renata) Scotto gemacht, mit ihr habe ich lange am Telefon darüber gesprochen“. „Meine Stimme ist weicher, runder geworden, die Technik reifer und künstlerischer“ beschreibt sie ihre Sopranstimme - „lirico et serio“ und leitet über zu den anstehenden spannenden Projekten. Amelia in Simone Boccanegra sowie Nedda in Pagliacci sind kommende Rollendebüts. Norma und Elisabetta (Roberto Devereux) stehen auf der Wunschliste. Belcanto liegt ihr sehr am Herzen und im Blut.

Zu ihrem privaten Lieblingsbeschäftigungen gehört ebenso der Beruf. „Amo che lo faccio“ und trennt Privat nicht strikt von Beruf. Mit ihrem Sohn betreibt sie gerne Sport, Tennis und Schifahren, aber „devo cantare“ - ich muss singen- schiebt sie eilig nach.

Wir wünschen Ihr viel Erfolg und bedanken uns für eindringliche Rollengestaltungen.

Dr. Helmut Pitsch

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