De Keersmaeker in Brügge Spannende Vielfalt in der Monotonie

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Concertgebouw Brugge 19.6.2021 

Anne Teresa de Keersmaeker / Rosas - Fase, Four Movements to the Music of Steve Reich

 

De Keersmaeker in Brügge Spannend Vielfalt in der Monotonie

Die gefeierte belgische Tänzerin und Choreografin Anne Teresa de Keersmaekers ist Gründerin und Leiterin der belgischen Tanzgruppe Rosas, die die Ballettcompagnie der königlichen belgischen Oper La Monnaie repräsentiert. Mit ihren Schöpfungen hat de Keersmaeker den zeitgenössischen Tanz wesentlich geprägt und weiterentwickelt. 1982 schuf sie die Choreografie Fase basierend auf vier Musikstücken von Steve Reich. Der US amerikanische Musiker zählt zu den wichtigsten Vertretern der minimalistischen Musik. Sein Kompositionsstil ist wesentlich beeinflusst von der Musik Bachs, der afrikanischen Trommel- und indischen Gamelanmusik, welche er mit elektronischen Elementen verbindet. Die ausgewählten Stücke sind prägnante Beispiele seines Kompositionstils. Piano Phase basiert auf einem kurzen rhythmischen Motiv auf dem Klavier gespielt. Wie in der barocken Fuge wird mit Bedacht in Nuancen an der Rhythmik gedreht und weitere Stimmlagen aufgereiht. Rhythmik und Harmonie verändern sich aus einer natürlich empfundenen Evolution. Trotz gefühlter getragener Monotonie entwickelt sich beim aufmerksamen Hören eine dichte Spannung.

Diese überträgt de Keersmaeker in ihre Figuren. Zwei Tänzerinnen ihrer Truppe Rosas, Laura Bachman und Soa Ratsifandrihana, treten vor eine matt beleuchtete Leinwand, ihre Konturen werfen Schatten. Ihre wenigen sich wiederholendem Bewegungen beginnen in präziser gleich getakteter Bewegung, um später in Nuancen auseinanderzudriften und sich wieder zu finden. Die Abläufe erscheinen simpel aber die Motorik und der Taktschlag sind komplex. Durch die Wiederholung prägt sich der Ablauf dem Betrachter ein und er erkennt die Vielfalt des Zusammenspiels.

Gleiches wiederholt sich im Konzept im zweiten Stück des Abends Come out tituliert. Hier entsteht Rhythmus und Harmonie durch das gesprochene Wort, das ähnlich wie am Klavier moduliert wird und neue Höreffekte und Wörter entstehen. Im folgenden Stück Violin Phases führt Sao Ratsifandrihana ein Solo in einem Lichtkegel tanzend schwungvoll mit größeren Figuren zu einem minimalistischen Violinsolo auf ähnlicher Komposition basierend aus. Im Finale zu Clapping Music nutzt Steve Reich die klatschenden Hände als Rhythmusinstrumente und verfährt wiederum gestalterisch mit dem Taktschlag. So eröffnet er eine ungeahnte Klangvielfalt und erzeugt Harmonie und Melodien im Ansatz. Wiederum vor der beleuchtenden Leinwand vollbringen die beiden Tänzerinnen artistische einfach anmutende Figuren die in kurzen Haltepositionen Spannung aufbauend und in Drehungen und Sprüngen tänzerisch anmuten. Fliessend wandern sie so über die Bühne und enden unter zwei düster leuchtenden Lampenschirmen.

Großer Applaus beim tanzbegeisterten Publikum. Aus Vorsichtgründen werden pandemiebedingt nur 200 Personen zugelassen.

Dr. Helmut Pitsch

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